23. Dezember 2024

Lückenhaftes Geschichtsbewusstsein im Fliegerhorst

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Der Luftwaffenstützpunkt des Bundesheeres in Langenlebarn verliert seinen bisherigen Namensgeber, der 1934 einen Luftangriff auf einen Wiener Gemeindebau flog. Gut so. Der prominente Ersatz war halt leider auch ein austrofaschistischer Spitzenfunktionär.

Wien/Tulln. Nachdem die Angelegenheit schon länger in Diskussion stand, gibt es nun eine Entscheidung des österreichischen Verteidigungsministeriums. Der Militärflugplatz bei Langenlebarn (NÖ), der bislang als „Fliegerhorst Brumowski“ bekannt war, erhält einen neuen Namen – oder eigentlich gleich zwei: „Fliegerhorst Leopold Figl – Flugplatz General Pabisch“. Dies erklärte die zuständige Ministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

Godwin Brumowski (1889–1936) war nicht nur der erfolgreichste österreichische Jagdflieger im Ersten Weltkrieg, sondern auch der Pilot des einzigen Flugzeugangriffs im Zuge der Februarkämpfe 1934. Brumowski steuerte die Maschine, die den Goethe-Hof in Kaisermühlen ins Visier nahm. Insofern erschien er als Namengeber nun doch nicht mehr tragbar, schlappe 86 Jahre nach dem Ende der austrofaschistischen Diktatur.

Othmar Pabisch entstammt der jüngeren Geschichte der österreichischen Luftstreitkräfte, ist insofern als Namengeber gewiss angebracht. Und Leopold Figl? Nun ja, hatte mit Kampfflugzeugen eher wenig zu tun – also warum? Weil Bundeskanzler der Zweiten Republik 1945–1955, meint Tanner. Und was war vorher? Nix?

Herr Figl (1902–1965) war natürlich auch Multifunktionär im austrofaschistischen Diktaturregime von Dollfuß und Schuschnigg: Ab 1934 Mitglied des Bundeswirtschaftsrates des „Ständestaates“, Landesführer der paramilitärischen Ostmärkischen Sturmscharen in Niederösterreich, ab 1937 sogar Obmann des österreichischen Bauernbundes. Man hat den Februarverbrecher Brumowski also durch einen Austrofaschisten ersetzt. Sonst hat die ÖVP halt wenig zu bieten.

Quelle: ORF

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