22. November 2024

Ukraine: Lebenserwartung, Geburtenrate und Einwohnerzahl dramatisch gesunken

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Die Ukraine blutet aus: Die Bevölkerung schrumpft massiv und die Lebenserwartung sinkt dramatisch. Dieser Trend begann bereits lange vor dem russischen Einmarsch im Februar 2022.

Kiew. Die letzte Volkszählung in der Ukraine fand 2001 statt. Damals betrug die Gesamtzahl der Menschen, die in der Ukraine lebten nach Behördenangaben 48,5 Millionen. Nach Schätzungen des „Instituts für Demografie und Lebensqualitätsprobleme der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine“ betrug die Bevölkerung der Ukraine innerhalb der Grenzen von 1991 am 1. Jänner 2022 42 Millionen und im August 2023 36,3 Millionen Menschen, darunter 31,5 Millionen in den von den ukrainischen Behörden kontrollierten Gebieten (es gibt auch Schätzungen, dass bereits weniger als 30 Millionen Menschen in der gegenwärtigen Rest-Ukraine leben). Wohlgemerkt handelt es sich hierbei um Schätzungen. Nach Angaben des ukrainischen Instituts für Demografie könnte die Bevölkerung der Ukraine bis 2041 auf 28,9 Millionen Menschen und bis 2051 auf 25,2 Millionen Menschen sinken.

Geburtenrate sinkt und sinkt

Bereits vor dem Krieg war seit Jahrzehnten eine Geburtenrate zu beobachten, die ohne Zuzug von außen automatisch zur Verringerung der Bevölkerung führte. Im Jahr 2020 lag die Gesamtfruchtbarkeitsrate in der Ukraine bei 1,2 Geburten pro Frau gegenüber 1,5 im Jahr 2012, was fast doppelt so niedrig ist wie der Indikator, der eine einfache Reproduktion der Bevölkerung gewährleistet (2,2). Seit 2022 sank dieser Indikator aufgrund von Sicherheitsrisiken, hoher Unsicherheit über die Zukunft, Trennung von Familien usw. auf 1,0. EU-Schätzungen gehen von einer Fertilitätsrate von 0,7 im Jahr 2023 aus. Die Ukraine ist damit das Land mit der niedrigsten Geburtenrate der Welt.

Hohe vorzeitige Sterblichkeit

Insbesondere von Männern ist eine hohe vorzeitige Sterblichkeit zu beobachten. Der Bericht des ukrainischen Sozialministeriums macht dafür Faktoren wie „Massenbeschäftigung unter schädlichen und gefährlichen Bedingungen, Verkehrsunfälle, Missbrauch von Alkohol, psychoaktiven Substanzen und Tabakrauchen, mangelndes öffentliches Bewusstsein für Fähigkeiten zu einer gesunden Lebensweise, geringe Zugänglichkeit und Qualität der medizinischen Versorgung in ländlichen Gebieten, geringes Wohlstandsniveau und zunehmende Armut der Bevölkerung“ verantwortlich. Seit 2020 sank die durchschnittliche Lebenserwartung bei den Männer von 66,4 Jahren auf 57,3 Jahre und bei den Frauen von 76,2 auf 70,9 Jahre, was auch auf die Kriegshandlungen zurückzuführen ist, sich aber schwer abbilden lässt, da die Zahl der gefallenen Soldaten in der Ukraine ein streng gehütetes Geheimnis sind.

Auswanderung und Armut

Faktoren wie massenhafte Auswanderung vor allem jüngerer qualifizierter Arbeitskräfte mit Familien und Kindern (die sicher zu niedrig gegriffene Schätzung liegt bei 6,2 Millionen, wovon 1,2 Millionen in die Russische Föderation abgewandert sind), der dauerhafte Verlust von etwa 20 Prozent der Fläche der Ukraine samt der dort lebenden Menschen und eine desaströse Gesundheitsversorgung verschärfen die Situation.

Binnenvertriebene sind oft de facto obdachlos, billige Sozialwohnungen gibt es in der „modernen“ Ukraine nicht, da nach dem Zerfall der Sowjetunion der Wohnungsbestand privatisiert und in die Hände von Spekulanten und Oligarchen gespielt wurde.

Die Armut breitet sich massiv aus, das Ministerium für Sozialpolitik schätzt, dass zum Beispiel bei kinderreichen Familien mehr als die Hälfte als arm anzusehen ist.

Alle Staatseinnahmen für den Krieg

Zu all diesen Daten ist hinzuzufügen, dass die Ukraine derzeit alle Staatseinnahmen in das Militär pumpt, während Ausgaben für alle anderen Belange (vor allem) ausländische Hilfen und Kredite notwendig sind. Der IWF schätzt den externen Finanzierungsbedarf in diesem Jahr auf mehr als 40 Milliarden Dollar. Die Staatsverschuldung dürfte 2025 bereits mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts betragen.

Unter all diesen Bedingungen den Krieg fortzusetzen, kommt einem stillen Selbstmord des Landes gleich. Es wird zugerichtet als Ort der dauerhaften Depression, mit billigen und weitgehend rechtlosen Arbeitskräften, in dem die wichtigsten Ressourcen im Besitz westlicher Konzerne sind oder sein werden.

Arbeiterklasse bezahlt mit Blut

So schreibt denn auch das Ministerium für Sozialpolitik in seinem Bericht: Der wichtigste Faktor, um die Sterblichkeit zu senken und Menschenleben zu retten, ist die Einstellung der Feindseligkeiten.“ So lange jedoch die ukrainische Machtelite rund um Präsident Wolodymyr Selenskyj glaubt, Maximalforderungen für die Aufnahme für Verhandlungen stellen zu können, und in dieser maßlosen Selbstüberschätzung vom politischen Westen auch noch bestärkt wird, wird der ungebremste Niedergang des Landes weitergehen.

Diejenigen, die nach einem Waffenstillstand und nach Friedensverhandlungen rufen, werden als „Putin-Freunde“ diffamiert. Noch nie seit 1945 waren die westeuropäischen Gesellschaften so auf Krieg getrimmt wie jetzt. An dieser fatalen Entwicklung ist nicht nur das teils dumme und unfähige politische Personal schuld, dass sich von den USA in diesen Krieg hineinhetzen ließ, sondern auch eine beispiellose Verengung der politischen Debatten, anschaulich dargestellt durch die kriegslüsterne Berichterstattung der Mainstream-Medien.

Die Arbeiterklasse der Ukraine hat ebenso wie die Arbeiterklasse Russlands mit Blut für diesen Krieg zu bezahlen. In der Ukraine kommt noch vollkommene Perspektivlosigkeit in einem „failed state“ hinzu.

Quellen: Ministerium für Sozialpolitik der Ukraine/Strana

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Quelle: Zeitung der Arbeit

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