22. Dezember 2024

Ein Schandfleck der Schifffahrtsbranche: Katastrophale Bedingungen auf Schiffen von Middle East Marine

Übernommen von der Internationalen Transportarbeiterföderation ITF:

 

Im schlimmsten je beobachteten Fall der serienmäßigen Zurücklassung von Seeleuten verurteilt die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF) das Unternehmen Middle East Marine LLC wegen der systematischen Misshandlung und Vernachlässigung von über 100 Seeleuten.  

Die ITF hat heute die Schifffahrtsbehörden der Vereinigten Arabischen Emirate und von Palau dazu aufgefordert, einzuschreiten, um dem Leiden der Seeleute ein Ende zu setzen und die Erfüllung internationaler See- und Menschenrechte zu gewährleisten. 

Seit November 2022 berichtete die ITF über 17 Fälle von Zurücklassung auf 18 Schiffen in Bangladesch, Indien, den Malediven und Sri Lanka. 

Seeleute aus Indien, Indonesien und Myanmar wurden unter katastrophalen Bedingungen zurückgelassen. Dazu gehört die Versorgung mit schmutzigem Trinkwasser, mangelnde Verpflegung, die Einbehaltung von Pässen, die Vorenthaltung von Medikamenten, die Verweigerung von Krankenhausbesuchen für kranke Besatzungsmitglieder und unbezahlte Heuern. Alles Tatbestände, die als Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen gelten. 

Ein Seemann aus Indonesien berichtete: „Ich habe über drei Monate keine Heuern erhalten. Aber manche Besatzungsmitglieder wurden sieben Monate lang nicht bezahlt. Das Unternehmen hat uns keine Verpflegung und kein frisches Wasser bereitgestellt. Manchmal haben wir Fische gefangen, um zu überleben. Alle Besatzungsmitglieder sind deprimiert, und unsere Familien müssen sich verschulden, um ihr Leben zu sichern.“ 

Ein anderer Seemann aus Indien sagte der ITF: „Mir geht es seelisch nicht gut, weil uns das Unternehmen auf diese Weise behandelt.“ 

Nach internationalem Recht – dem Seearbeitsübereinkommen von 2006 in der überarbeiteten Fassung – sind Seeleute mindestens einmal monatlich zu bezahlen. Besatzungen, denen zwei Monate oder länger Heuern vorenthalten werden oder die nicht ausreichend mit Nahrung, Wasser und Treibstoff versorgt werden, gelten als zurückgelassen. Dies sollte Versicherer und den Flaggenstaat des Schiffes – das Land, in dem das betreffende Schiff registriert ist – in diesem Fall Palau, dazu veranlassen, Maßnahmen zu ergreifen. 

Trotz der dringenden Notlage der Seeleute und ihrer Familien hat die ITF keine einzige Antwort von der Schifffahrtsbehörde von Palau erhalten. 

„Das Leben von Seeleuten ist für kein Unternehmen nebensächlich,“ so Steve Trowsdale, der Koordinator des ITF-Inspektorats. „Wir sind extrem besorgt über das Wohlergehen der von der miserablen Unternehmensführung von Middle East Marine betroffenen Besatzungen und das schiere Ausmaß der Zurücklassungen.“

„Es ist schwer nachvollziehbar, wie ein in den Vereinigten Arabischen Emiraten registriertes Unternehmen mit einem derartigen Verhalten ungeschoren davonkommen kann. Middle East Marine ist ein Schandfleck für die weltweite Schifffahrtsbranche.“ 

„Es ist schockierend zu sehen, wie Seeleute derart massiv ausgebeutet, gefährlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt und in ihren Rechten beschnitten werden. Keine Bezahlung, menschenunwürdige Lebensbedingungen, mangelnder rechtlicher Schutz und eingeschränkte Freizügigkeit – es ist wie eine moderne Leibeigenschaft,“ so Sandra Bernal, die Koordinatorin des ITF-Netzwerks Asien/Pazifik.   

Quelle: Internationale Transportarbeiterföderation ITF

ITFVereinigte Arabische Emirate