Empörung über rassistische Vorfälle auf Sylt
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
BRD. In Deutschland sorgt ein Vorfall auf Sylt für große Empörung: Mehrere Partygäste grölten in einer Nobelbar rassistische Parolen.
Ein nur wenige Sekunden langes Video, das am Donnerstag in den sozialen Netzwerken verbreitet wurde und zu Pfingsten entstanden sein soll, zeigt junge Menschen, die zur Melodie des über 20 Jahre alten Partyhits „L’Amour Toujours“ von Gigi D’Agostino rassistische Parolen rufen. Laut und ungehemmt singen sie „Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!“ Ein Mann macht dabei eine Geste, die an den Hitlergruß erinnert, während die Umstehenden scheinbar unbeeindruckt bleiben. Der Staatsschutz ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen.
Die Betreiber der Bar auf Sylt betonten, dass sie den Vorfall sofort gemeldet hätten, wenn das Personal davon Kenntnis gehabt hätte. Sie erklärten auf Instagram, dass sie mittlerweile Anzeige erstattet haben. Einige der Beteiligten wurden bereits entlassen. So trennte sich die Werbeagentur Serviceplan Group von einem Mitarbeiter, der an dem Vorfall beteiligt war, und die Hamburger Influencerin Milena Karl beendete das Arbeitsverhältnis mit einer Mitarbeiterin, die ebenfalls involviert war.
Diese Art von Vorfällen ist jedoch nicht neu. In den letzten Monaten gab es ähnliche Vorfälle in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen. Auch dort wurden bei Veranstaltungen zu „L’Amour Toujours“ Nazi-Parolen gerufen, und die Polizei ermittelt.
Experten wie Pia Lamberty vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) sehen in diesen Vorfällen eine besorgniserregende Normalisierung rechtsextremer Inhalte. Lamberty betont, dass es keinen Widerspruch mehr gibt und soziale Normen einfach gebrochen werden. Der Song „L’Amour Toujours“ wird zunehmend mit rassistischen Parolen verknüpft, was zeigt, wie Rechtsextreme solche Parolen in der breiten Gesellschaft akzeptabel machen.
Lamberty warnt, dass Rechtsextremismus kein Problem ist, das nur in Ostdeutschland oder bei Menschen mit geringem Einkommen existiert. Es betrifft auch höhere Schichten der Gesellschaft. Das Video verdeutlicht, dass Rassismus auch von Menschen ausgeht, die an Universitäten studiert haben oder in Managementpositionen arbeiten.
Auch Reem Alabali-Radovan, die Anti-Rassismus-Beauftragte der deutschen Regierung, zeigte sich fassungslos über das fehlende Eingreifen der Umstehenden. Sie betonte, dass Rechtsextremismus und Rassismus sich durch alle gesellschaftlichen Gruppen ziehen und kein Randphänomen sind. Diese gefährliche Ideologie, die durch enthemmte Debatten in den letzten Jahren bestärkt wurde, bedroht den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Alabali-Radovan fordert, dass man sich dieser Entwicklung entschlossen entgegenstellen muss.
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Quelle: Zeitung der Arbeit