Linzer Polizei auf der Spur der Jugend
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Linz. In der oberösterreichischen Landeshauptstadt findet aktuell der alljährliche Urfahranermarkt statt. Hierbei handelt es sich um einen halbjährlichen Jahrmarkt im Stadtteil Urfahr in Linz, seit 1902 wird er auf der Urfahrer Donaulände veranstaltet. Das Event ist immer ein buntes Treiben und erfreut sich großer Beliebtheit bei der Bevölkerung.
Am vergangenen Dienstag, vor dem 1. Mai, kam es zu einer Schwerpunktaktion der Polizei. Gegenüber den Medien wird berichtet, dass man 14 Personen unter 18 Jahren erwischt habe, die unerlaubt Zigaretten besaßen. Darüber hinaus erhielt ein Jugendlicher eine Organstrafverfügung, weil er in Gegenwart von Polizistinnen und Polizisten zu urinieren begann. Außerdem vermelden die Oberösterreichischen Nachrichten, dass mit einem Jugendlichen ein Normverdeutlichungsgespräch geführt wurde, weil er mit einer Spielzeugpistole hantiert hatte, die zuerst für eine Schusswaffe gehalten wurde. Die Bilanz zeigt, dass von 124 Personen, davon bei 59 Jugendlichen, die Identität festgestellt wurde. Zudem wurden 26 Gramm Cannabis und drei Joints sichergestellt, 17 E‑Zigaretten, fünf Packungen Zigaretten und eine Packung Nikotinbeutel abgenommen.
Einschüchterung statt Prävention?
Diese Bilanz liest sich fast schon ein bisschen wie Satire und verdeutlicht aber eine Tendenz, die man auch in der Linzer Altstadt immer wieder beobachten kann, wenn man abends weggeht. Die Polizei geht mit einer gewissen Härte gegen Jugendliche vor, schon bei der Vermutung, dass sie zu jung sind zum Rauchen von Zigaretten. Das geht so weit, dass Jugendliche mit dieser Begründung durchsucht und abgetastet werden. Wenn man das Geschehen aufmerksam beobachtet, wird klar, hier geht es nicht um pädagogisch sinnvolle Maßnahmen der Suchtprävention, sondern um Einschüchterung und Stigmatisierung. Dem muss keine Provokation vorausgehen; man sieht schon den scharfen Blick so mancher Beamtinnen und Beamten, mit dem nach solchen schweren Straftäterinnen und Straftätern gesucht wird, was hier das Ziel ist. Das Mittel-Ziel-Verhältnis scheint hier nicht in der Waage zu stehen. Neben kontraproduktiven pädagogischen Erfahrungen, die junge Menschen hier machen, wird darüber hinaus das Bild von Jugendlichen als Problem noch einmal verschärft.
Von den eigentlichen Problemen von Jugendlichen und in der Gesellschaft wird durch einen solchen Kräfteeinsatz gut hinweggetäuscht. Inflation, Krise, psychische Belastung, um nur drei zu nennen, bleiben unberührt. Nicht dass es erstrebenswert ist, dass Minderjährige rauchen, aber Prävention sieht anders aus und manchmal reicht auch eine Ermahnung.
Quelle: Oberösterreichische Nachrichten
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