junge Welt legt Beschwerde wegen unlauterer Berichterstattung durch den Tagesspiegel ein
Die in Berlin erscheinende Tageszeitung junge Welt hat eine Beschwerde beim Deutschen Presserat gegen die sie betreffende Berichterstattung des gleichfalls in Berlin erscheinenden Tagesspiegel eingelegt. Durch zwei Artikel, mit denen einer Großveranstaltung der Zeitung judenfeindliche Ausfälle unterstellt werden, sieht die junge Welt die publizistischen Grundsätze des Presserats vor allem nach den Ziffern 1 „Achtung vor der Wahrheit“ und 2 „journalistische Sorgfaltspflicht“ verletzt.
„Zwar liegt der Vorgang schon einige Monate zurück. Doch angesichts der Wirkmächtigkeit und der Kreise, die diese Diffamierung mittlerweile zieht, haben wir uns jetzt zu diesem Schritt entschlossen“, erklärt jW-Chefredakteur Stefan Huth. „Die Verantwortung der Presse, wahrhaft zu berichten, wird auch von sogenannten Qualitätsmedien immer wieder verletzt. Das kann an diesem Fall exemplarisch aufgezeigt werden.“
Welche mit der journalistischen Sorgfaltspflicht unvereinbaren Methoden dabei in den inkriminierten Beiträgen von der Tagesspiegel-Autorin genutzt werden, zeigt ein ausführlicher Beitrag in der jungen Welt vom Sonnabend auf.
Es geht um die am 13. Januar im Berliner Tempodrom von junge Weltveranstaltete 29. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz mit zahlreichen internationalen Referenten und Künstlern sowie rund 3.600 Besuchern. Eine Tagesspiegel-Journalistin hatte die Veranstaltung (bei der der Nahost-Konflikt nur eines von vielen Themen war) als „Treffen der Israel-Feinde“ diffamiert, bei dem Hamas-Terror gesellschaftsfähig sei und das vor allem damit begründet, dass Vergewaltigungen durch die Hamas geleugnet würden. Dazu stützte sich die Journalistin auf „am Rande“ aufgeschnappte Äußerungen einzelner Besucher, die weder der Veranstaltung noch den Veranstaltern zuzuordnen sind, und zudem die ungeheuren Unterstellungen nicht belegen.
Nachdem das Simon-Wiesenthal-Center (SWC) in Los Angeles unter Berufung auf den ersten Tagesspiegel-Beitrag die Konferenz als „antisemitisches Hassfest“ bezeichnet hatte, vermeldete dieselbe Tagesspiegel-Journalistin: „Nach judenfeindlichen Ausfällen – Simon-Wiesenthal-Center verurteilt Rosa-Luxemburg-Konferenz in Berlin“. Hatte die Journalistin in ihrem ersten Artikel vor allem mit Andeutungen und Konstruktionen gearbeitet, um einen falschen Eindruck über die Konferenz zu erwecken, wird nun die Spiegelung ihrer Konstruktion durch das Simon-Wiesenthal-Center für bare Münze ausgegeben. Der Tagespiegel-Artikel wurde von einschlägigen Kreisen anschließend dazu benutzt, die Tageszeitung junge Welt zu diffamieren. Der so konstruierte Antisemitismusvorwurf fand Eingang in den Wikipedia-Eintrag zur jungen Welt.
Quelle: junge Welt via Presseportal