Tschechien gewinnt Eishockey-WM, Österreich auf Rang 10
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Bei der Eishockeyweltmeisterschaft in Prag und Ostrau sichert sich der Gastgeber die Goldmedaille. Österreich liefert zum Teil sensationelle Spiele, schrammt aber knapp am Viertelfinale vorbei.
Prag. Die 87. Austragung der Eishockeyweltmeisterschaft der Männer endete am Sonntag mit einem umjubelten Sieg der Gastgeber: Tschechien bezwang in einem spannenden Finale vor 18.000 Zuschauern die Schweiz mit 2:0, wobei David Pastrňák in der 50. Minute den eigentlich entscheidenden Treffer erzielte. Das zweite Tor durch David Kämpf war ein Empty-Net-Goal 19 Sekunden vor Schluss, als die Eidgenossen ihren Torhüter zugunsten eines zusätzlichen Feldspielers vom Eis geholt hatten. Für die Tschechen ist es der 7. WM-Titel und der erste seit 14 Jahren, hinzurechnen kann man aber auch noch sechsmal WM-Gold für die Tschechoslowakei.
Der tschechische Heimsieg fühlt sich richtig an, war aber keineswegs souverän: In der Gruppenphase kassierten die Gastgeber sogar zwei Niederlagen, nämlich gegen Titelverteidiger Kanada (nach Verlängerung) sowie gegen den späteren Finalgegner Schweiz (nach Penaltys). Auch der Viertelfinalsieg gegen die USA fiel mit 1:0 knapp aus. Im Semifinale zeigte Tschechien angeführt von Roman Červenka dann aber all seine Qualität und besiegte das bis dahin als Turnierfavorit gehandelte Schweden mit 7:3. Dem „Tre kronor“-Team blieb sodann lediglich die Bronzemedaille, die man sich im kleinen Finale gegen Kanada sicherte.
Für die Schweiz ist die Niederlage im Endspiel natürlich bitter, aber alles andere als eine Schande. Trotzdem möchte man meinen, dass es doch irgendwann einen Turnierverlauf geben muss, in dem es endlich Gold für die Eidgenossen gibt. Vielleicht bietet ja die Heim-WM 2026 in Zürich und Freiburg eine besondere Gelegenheit. – Für Deutschland, im Vorjahr noch beachtlicher Vizeweltmeister, verlief die Gruppenphase in Ostrau zunächst holprig, dann durchaus ansehnlich – im Viertelfinale folgte dennoch ein recht sang- und klangloses Aus gegen die Schweiz (1:3). Man hat sich mehr erwartet.
Turniersensation Österreich mit schwachem Ende
Underdog Österreich befand sich, wie gefühlt bei jedem Turnier, wieder in der schwierigeren der beiden Vorrundengruppen, der Auftakt gegen Dänemark misslang völlig (1:5). Dann erfolgte jedoch eine grandiose Steigerung: Zunächst reichte es gegen die Schweiz noch nicht zu Punkten, als man in der Schlussminute doch noch das 5:6 kassierte – ein ehrenwertes Resultat. Das folgende Match gegen Kanada ging in die Eishockey-Geschichte ein: Vor Beginn des letzten Drittels lag Österreich aussichtslos mit 1:6 zurück, doch das Team erzielte tatsächlich fünf Tore in einer Reihe, was Kanada noch nie zuvor passiert ist. Kurz vor der Schlusssirene markierte NHL-Profi Marco Rossi den Ausgleich. In der Verlängerung reüssierten zwar die Kanadier, aber immerhin hatte Österreich den ersten Punktgewinn zu verzeichnen. Danach lieferten die rot-weiß-roten Cracks die nächste Sensation: Gegen Olympiasieger Finnland egalisierte man zunächst einen 0:2‑Rückstand, um lediglich drei Zehntelsekunden vor Schluss sogar das Siegestor zum 3:2 zu erzielen.
Im fünften Spiel gegen den späteren Weltmeister Tschechien war nichts zu holen (0:4), dafür markierte man gegen Norwegen einen souveränen 4:1‑Pflichtsieg. Zu diesem Zeitpunkt bestand für Österreich die realistische Chance, sich für das Viertelfinale zu qualifizieren: Nötig war lediglich ein Sieg gegen das punktelose Schlusslicht und Fixabsteiger Großbritannien – dann wäre man bei Punktegleichstand mit Finnland aufgrund des direkten Duells vorgereiht werden. Doch das Match gegen den vermeintlich leichtesten Gegner verlief enttäuschend und ging mit 2:4 verloren. Damit blieb Österreich ein fünfter Gruppenplatz und der zehnte WM-Rang, was allemal beachtlich und das beste Ergebnis seit langem ist – das Ziel vor Turnierbeginn war eigentlich „nur“ der Klassenerhalt gewesen. Trotzdem hat das Team von Chefcoach Roger Bader eine große Chance auf den Einzug in ein WM-Viertelfinale verspielt.
Im kommenden Jahr findet die 88. Eishockey-WM in Schweden und Dänemark statt. Nicht mehr dabei sind dann die Absteiger Großbritannien und Polen, neu hinzu kommen die Aufsteiger Slowenien und Ungarn. Wann das aufgrund des Ukrainekrieges ausgeschlossene Russland wieder teilnehmen wird, ist indessen weiterhin offen, womit doch ein gewisser sportlicher Wertigkeitsverlust der Weltmeisterschaft verbunden ist.
Quelle: ORF
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