15 Prozent mehr Arbeitslose, 36 Prozent weniger Stellenangebote
Nein, die rund 700 Mitarbeiter der Agence pour le développement de l’emploi seien »nicht schuld« an den Ende Dezember 2023 offiziell 18.198 Arbeitslosen, bemühte sich der neue Ressortchef Georges Mischo am Dienstag auf einer Pressekonferenz zu erklären, nachdem Adem-Direktorin Isabelle Schlesser den eher unerfreulichen, aber »zum ersten Mal zu hundert Prozent digitalen« (https://adem2023.lu) Jahresbericht 2023 der dem Arbeitsministerium unterstellten Verwaltung präsentiert hatte. Die Zahl der bei der Adem eingeschriebenen Arbeitslosen, sagte Frau Schlesser, sei binnen eines Jahres um 15,5 Prozent gestiegen, während die Zahl der vom Patronat angebotenen freien Stellen nach einem Rekordwert im Jahr 2022 bis Ende 2023 sogar um 36 Prozent gesunken sei.
In mehreren – höchst unterschiedlichen – Sektoren seien die Stellenangebote im vergangenen Jahr regelrecht eingebrochen. So sei es im Bereich Unternehmensberatung um 60 Prozent nach unten gegangen, im Informatikbereich wurde ein Minus von 56 Prozent ermittelt, und im Bereich Transport und Logistik ging die Nachfrage nach menschlicher Arbeitskraft den Angaben zufolge um 53 Prozent zurück. Nach wie vor nicht viel besser sieht es mit minus 45,5 Prozent im Hotel- und Gaststättengewerbe sowie im Bausektor aus, wo die Zahl der angebotenen Stellen 2023 um 45 Prozent zurückgegangen sei.
Im Bemühen um »Transparenz auf dem luxemburgischen Arbeitsmarkt« seien in zwei Jahren zehn sektorielle und zwei thematische Studien in Auftrag gegeben worden, letztere zu den Themen Arbeitslose mit Hochschuldiplom und Arbeitslose über 45 Jahre. Nachdem Sprachtests »mehr oder weniger für alle bei der Adem Eingeschriebenen zur Pflicht wurden«, hätten sich über 12.000 Personen zusammen 30.500 Mal ihre Kenntnisse in Französisch, Englisch, Luxemburgisch oder Deutsch zertifizieren lassen. Auch wurde das Angebot an Online-Kursen erweitert und dank einer Partnerschaft mit Babbel konnten 4.800 Arbeitslose die normalerweise kostenpflichtige »E-Learning-Plattform für webbasiertes Lernen von Sprachen« umsonst nutzen. Mittlerweile, so Frau Schlesser weiter, würden in 72 Prozent der Stellenausschreibungen Französischkenntnisse gefordert, in 58 Prozent Englisch-, in 31 Prozent Deutsch- und nur noch in 24 Prozent Luxemburgischkenntnisse.
Erfreut zeigte sich die Direktorin ob der »Vervierfachung des Anteils der Arbeitslosen, die an einer Weiterbildungsmaßnahme teilgenommen haben« seit 2019. Im vergangenen Jahr hätten fast 5.200 Personen mindestens eine Weiterbildung durchlaufen, 2022 seien es erst 3.400 gewesen. Die Gesamtzahl der Kursteilnehmer sei von knapp 4.000 auf 6.600 gestiegen. Unter den Schlagworten »upskilling« und »reskilling« haben vergangenes Jahr über 1.000 Erwachsene, die zuvor mindestens ein Jahr gegen Lohn gearbeitet haben, Lehrverträge abgeschlossen.
Da es trotz der vielen Arbeitslosen in einigen Bereichen noch immer einen vom Patronat gefürchteten Fachkräftemangel gebe, begrüße die Adem das neue Immigrationsgesetz, das es den Unternehmen seit Anfang September »deutlich einfacher« mache, »schnell und unkompliziert« Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern zu rekrutieren. Von den 1.445 seitdem erteilten Arbeitserlaubnissen seien »drei von vier aus Bereichen mit Fachkräftemangel« gekommen. Auch bei der Digitalisierung gab es Fortschritte. Fast ein Viertel der Einschreibungen, gut ein Drittel der Stellenausschreibungen und fast 90 Prozent der Anträge auf Ausbildungsbeihilfe wurden 2023 via Internet gemacht bzw. gestellt.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek