23. November 2024

Beschäftigte der Stuttgarter Zeitungen im Streik

Übernommen von: dju in ver.di

Erstmals seit Jahren haben am Zeitungsredakteure und Verlagsangestellte gemeinsam wieder gestreikt

Rund 100 Teilnehmer einer Kundgebung vor dem Stuttgarter Gewerkschaftshaus prangerten am Freitag (31. Mai) Ungerechtigkeiten bei den Arbeitsbedingungen und die zunehmende Tarifflucht in der Medienholding Süd an. Zu dem Konzern gehören unter anderem die beiden renommierten Blätter Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten.

Qualitätsjournalismus sei nicht zu „Dumpingbedingungen“ zu bekommen, erklärt dazu der Verdi-Tarifsekretär
Uwe Kreft. Seit fast zwei Jahren versuche Verdi den Arbeitgeber zu Tarifverhandlungen für die Zeitungsgruppe Stuttgart GmbH zu bewegen. Doch bisher hätten weder gute Worte noch Appelle durch den Betriebsrat oder offizielle Schreiben die Geschäftsführung dazu gebracht, an den Verhandlungstisch zu kommen. Auch Unterschriften von rund 150 Beschäftigten habe die Arbeitgeberseite nicht eines Besseren belehrt. Deshalb habe die Deutsche Journalistenunion in Verdi (DJU) gemeinsam mit dem Deutschen Journalistenverband (DJV) nun den Arbeitskampf begonnen. Viele Beschäftigte seien entschlossen, diesen auch fortzusetzen, wenn es nicht anders gehe. Das Motto laute „Mit Tarifvertrag in die Zukunft“, betont Uwe Kreft. Redakteure in der ZGS ohne Tarifvertrag verdienten teils bis zu 10 000 Euro weniger im Jahr als vergleichbare Beschäftigte, die noch zu Tarifbedingungen angestellt sein.
Allerdings solle nach den Vorgaben der Geschäftsführung künftig überhaupt niemand mehr zu Tarifbedingungen eingestellt werden. Sämtliche Stellen – auch die, die bisher in den tarifgebundenen Unternehmen Esslinger Zeitung, Kreiszeitung Böblinger Bote sowie in der Redaktionsgemeinschaft Stuttgarter Zeitung Stuttgarter Nachrichten angesiedelt seien – würden bei einer Neuausschreibung in der ZGS besetzt. „So bluten die tarifgebundenen Zeitungsunternehmen langsam aus“, beklagt der Gewerkschafter.

Hintergrund dieser Entwicklung ist das Projekt „Regionales Medienhaus 2.0“. In dessen Rahmen seien zum einen zahlreiche Stellen abgebaut worden, zum anderen habe der Konzern die Leonberger Kreiszeitung, die Kornwestheimer Zeitung, die Kreiszeitung Böblinger Bote, die Gemeinschaftsredaktion und die Pressehausinfotechnik zu einem Gemeinschaftsbetrieb zusammengefasst. Wenig später mussten zahlreiche Beschäftigte aus den einstmals selbstständigen Unternehmen in die tariflose ZGS wechseln. Neueinstellungen würden nur noch dort vorgenommen. „Diese Erosion der Tarifverträge ist nicht hinnehmbar“, betont Kreft. Sie verstoße nicht nur gegen den Grundsatz „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“, sondern sie gefährde auch langfristig die Qualität der Berichterstattung. Denn gute junge Leute könnten die Zeitungen nur an sich binden, wenn sie auch gut bezahlten. In diesem Zusammenhang sei es besonders bitter, dass gerade der Nachwuchs durch die Tarifflucht nicht mehr an der speziellen tariflichen Altersvorsorge für Redakteure beteiligt sein soll. Kreft verlangt vom Arbeitgeber, jetzt rasch Verhandlungen aufzunehmen. Andernfalls seien weitere Streiks unvermeidlich.

Quelle: dju in ver.di

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