27. Dezember 2024

Michael Scharang: In Gedenken an Ernst Wimmer

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Vor genau 100 Jahren, am 17. Juni 1924 wurde Ernst Wimmer (1924–1991) in Horn (NÖ) geboren. Er war einer der bedeutendsten marxistisch-leninistischen Theoretiker Österreichs, Politiker und Journalist, in den 1970er und 80er Jahren galt er als führender Ideologe der KPÖ. Ende der 1960er Jahre war er maßgeblich an der Niederschlagung der revisionistischen Fraktion beteiligt, auch 1990 und 1991 kämpfte er noch für eine Partei auf marxistisch-leninistischer Grundlage, wurde aber von allen Ämtern entfernt. Er starb am 27. Oktober 1991 in Wien und musste den vollständigen ideologischen Niedergang der KPÖ nicht mehr miterleben.

Michael Scharang: In Gedenken an meinen Freund, den Kommunisten Ernst Wimmmer

Wenn wer Angst bekomme,

 So sagte er zu mir, bei einer gebratenen Forelle,

 Von ihm gefangen im Gebirgswasser des Ötschers,

 Bei einem (einem?) Glas Blauen Portugieser,

 Von ihm herbeigeschafft aus Tattendorf,

 Wenn also wer Angst bekomme,

 Die ganz große:

 Die vor der eigenen Courage,

 Weil er glaubt, zu weit gegangen zu sein,

 Zu weit in der Kritik,

 Zu weit weg vom Bestehenden,

 Zu weit in der Polemik,

 Zu weit hin zur Revolution,

 So dass er glaube, die Antwort von seiten der Macht:

 Hohn, Hass, Boykott nicht mehr ertragen zu können,

 Dann sagte mein Freund,

 Möge der, das sei ihm zugestanden,

 In die Hose scheißen vor Angst,

 Doch in die eigene, bitte,

 nicht in die der Freunde.

 Wenig, was mir mehr einleuchtete, wenig, 

Woran lieber ich mich hielt.

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Quelle: Zeitung der Arbeit

Zeitung der Arbeit