Psychische Belastung bei Jugendlichen nimmt zu
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Wien. Seit der Coronavirus-Pandemie hat sich die Themenlage bei Jugendlichen deutlich verändert, betont die Leiterin von Rat auf Draht: Früher standen Themen wie Liebeskummer, Aufklärung und Probleme im Freundeskreis im Vordergrund, doch heute sind die Anliegen erheblich ernster. Wöchentlich erkundigen sich nun etwa 50 junge Menschen nach psychosozialen Versorgungsangeboten, was doppelt so oft ist wie im Vorjahr. 25 Gespräche pro Woche betreffen Suizidgedanken, und über 15 handeln von selbstverletzendem Verhalten. Die Kinderrechtsbeauftragte von SOS-Kinderdorf betont gegenüber dem ORF, dass Jugendliche sich von Politik und dem Gesundheitssystem im Stich gelassen fühlen würden.
Das Problem ist der Kapitalismus
Das sei nicht ohne Grund so, betont Moritz Pamminger, Vorsitzender der Jugendfront der Partei der Arbeit. Er hält fest, dass das Kapital an Jugendlichen nur ein Interesse in Form von zukünftigen Arbeitskräften hat. Einen gewissen Ausfall kann man da schon verkraften. „Ernsthafte Ressourcen zum Umgang mit dem Problem werden nicht mobilisiert, denn das ist die Sache nicht wert. Außerdem liegt das Problem im System selbst. Der Kapitalismus in seiner jetzigen Entwicklungsstufe macht Jugendlichen Druck, und das sehr früh – quasi von der Wiege bis zur Bahre. Die Reformen im Bildungswesen sprechen auch eine deutliche Sprache, sie sind auf die Bedürfnisse des Kapitals ausgerichtet, sie sind im Dienste seiner Interessen und produzieren Arbeitskräfte.“
Das Problem der Jugendlichen an der Wurzel zu packen, bedeutet somit gegen den Kapitalismus und seine Konsequenzen zu arbeiten, betont Pamminger und hält fest, dass die Jugendfront eben das tut. Dennoch sollte kurzfristig das psychosoziale Angebot nicht nur für junge Menschen ausgebaut werden und der Bedarf nicht durch private, sondern öffentliche Leistungen abgedeckt werden.
Quelle: ORF
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