Studie zeigt drastischen Anstieg der Zersiedelung in Oberösterreich: Experten fordern Maßnahmen
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Die Zersiedelung in Oberösterreich hat sich seit den 1970er Jahren verfünffacht, was zu erheblicher Bodenversiegelung und steigenden Infrastrukturkosten führt. Experten fordern landesweite und lokale Maßnahmen zur effektiveren Nutzung bestehender Baulücken, betonen jedoch, dass eine Änderung der seit Jahrzehnten gewachsenen Siedlungsstruktur ebenfalls Jahrzehnte dauern wird.
Wien / Linz. Eine Studie der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien zeigt, dass sich der Zersiedelungsgrad in Oberösterreich seit den 1970er Jahren verfünffacht hat. Daher empfehlen Expertinnen und Experten verstärkte Maßnahmen, wie die Nutzung von Baulücken, anstelle von Neubauten auf unberührtem Land. Zersiedelung beschreibt in diesem Sinne die Entwicklung, bei der zahlreiche Gebäude auf freiem Land außerhalb von Dörfern und Städten errichtet werden, was zu einem übermäßigen Flächenverbrauch pro Person führt, die dort lebt oder arbeitet.
Bodenversiegelung und erhöhte Kosten
Anna Brenner vom Institut für soziale Ökologie an der BOKU Wien betont, dass es hierbei nicht um Wohn- oder Arbeitsstätten in historisch gewachsenen Strukturen oder Stadtzentren geht, sondern um die weitflächige Verteilung von Gebäuden in die Landschaft. Diese Art der Bebauung ist aus verschiedenen ökologischen Gründen problematisch. Zum einen führt sie zu einer erheblichen Bodenversiegelung. Zum anderen erhöhen sich die Kosten für die Infrastruktur, einschließlich Straßen, Strom und Kanalisation.
Eine aktuelle Studie verdeutlicht die Entwicklung der Zersiedelung in Österreich in den letzten 50 Jahren, wobei Oberösterreich besonders auffällt. „Wenn man sich jetzt die anderen Bundesländer anschaut, muss man einfach sagen: In allen Bundesländern ist, außer in Wien, die Zersiedelung rapide angestiegen“, erklärt Anna Brenner. Allerdings sei die Situation in Oberösterreich noch dramatischer als in den anderen Bundesländern – dennoch bleibt die Zersiedelung ein gesamtösterreichisches Problem.
Regionale und überregionale Maßnahmen notwendig
Expertinnen und Experten betonen, dass sowohl landesweite Richtlinien als auch lokale Maßnahmen erforderlich seien, um der Zersiedelung entgegenzuwirken. In Gallneukirchen wird nun versucht, Baulücken im Ortskern möglichst effektiv zu nutzen, berichtet Bürgermeister Sepp Wall-Strasser. Er erklärt: „Wenn auf umgewidmeten Flächen neu gebaut wird, dann dreigeschossig. Das ist zumutbar und vertretbar. Bei Umwidmungen hat bei uns der gemeinnützige Wohnbau Vorrang“. Experten betonen jedoch, dass die über Jahrzehnte entstandene Siedlungsstruktur in Oberösterreich nicht kurzfristig verändert werden kann. Auch dieser Anpassungsprozess wird viele Jahre in Anspruch nehmen.
Zuletzt forderte auch der WWF in diesem Zusammenhang ein bundesweites Bodenschutzgesetz. Trotz festgelegter Nachhaltigkeitsziele, so auch der Schluss des Bodenreports, wird nämlich jährlich zu viel Boden verbaut. Der WWF fordert ein bundesweites Bodenschutzgesetz, eine Versiegelungsabgabe und die Wiederbelebung von Ortskernen zur besseren Flächennutzung.
Quelle: ORF
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