25. Dezember 2024

Tödlicher Arbeitsunfall eines indischen Erntehelfers in Italien

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Unmenschliche Bedingungen auf italienischen Feldern – Erntehelfer stirbt nach Vernachlässigung durch Arbeitgeber

Borgo Santa Maria/Italien. In Italien sorgt der Tod eines 31-jährigen indischen Erntehelfers für große Empörung und Aufsehen. Der Mann erlitt bei einem Arbeitsunfall südlich von Rom schwere Verletzungen, als er in eine Maschine geriet, die ihm den rechten Arm abtrennte und seine Beine zerquetschte. Anstatt ihn sofort ins Krankenhaus zu bringen, fuhr ihn sein Arbeitgeber zurück zu seiner Unterkunft und ließ ihn dort liegen. Der abgetrennte Arm wurde in einer Obstkiste neben ihm gefunden. Erst anderthalb Tage später erlag der Mann im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 37-jährigen italienischen Arbeitgeber wegen fahrlässiger Tötung, unterlassener Hilfeleistung und Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften. Der Verstorbene, der 2021 mit seiner Frau nach Italien gekommen war, hatte keine Arbeitserlaubnis, und es ist unklar, ob er eine Aufenthaltsgenehmigung besaß.

In der italienischen Landwirtschaft sind schätzungsweise 230.000 Menschen illegal beschäftigt, viele davon Migrantinnen und Migranten aus Ländern wie Indien und Pakistan, die zu extrem niedrigen Löhnen arbeiten. Ein Großteil der Produktion wird nach Deutschland exportiert. Gewerkschaften beklagen die systematische Ausbeutung und bezeichnen die Arbeitsbedingungen als moderne Sklaverei.

Der Vorfall ereignete sich nahe der Gemeinde Borgo Santa Maria, wo besonders Melonen und Zucchini angebaut werden. Erntehelfer erhalten dort etwa vier Euro pro Stunde. Die Ehefrau des Verunglückten berichtete, dass sie den Arbeitgeber auf Knien anflehte, Hilfe zu holen. Stattdessen setzte er sie und ihren schwer verletzten Mann vor ihrem Haus ab und floh. Nachbarn alarmierten schließlich den Notruf, doch es vergingen anderthalb Stunden bis zur Ersten Hilfe. Der Verletzte wurde per Hubschrauber nach Rom gebracht, wo er später starb.

Die erschütternden Arbeitsbedingungen in der italienischen Landwirtschaft sind jedoch kein Einzelfall in Europa. Auch in Österreich sind die Zustände für Erntehelfer oft katastrophal. Saisonarbeiter, die meist aus osteuropäischen Ländern kommen, arbeiten unter extrem prekären Bedingungen. Sie werden oft in engen Unterkünften untergebracht und erhalten Löhne weit unter den gesetzlichen Mindeststandards. Trotz der niedrigen Löhne müssen sie oft hohe Beträge für Unterkunft und Verpflegung zahlen, was ihre finanzielle Situation zusätzlich belastet​.

Quelle: Tagesspiegel / Zeitung der Arbeit

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