Die bleibenden Tage von Genua
Übernommen von Zeitung der Arbeit:
Gastautor: Benjamin Lapp, aus Bischoffen (Hessen) seit 2020 Lyriker. Letzte Veröffentlichung:„Es ist fürwahr ein Pandämium…“ – Eine poetische Auseinandersetzung in drei Akten über Vereinsamung, Depressionen und die Wiedererlangung von Glück in Zeiten der Pandemie, erschienen im Pohlmann Verlag.
Wir tanzen hinein in bewegte Zeiten
Während die Morgensonne einer neuen Zeit
sich Bahn bricht,
auf all die farbenfrohen jungen Gesichter
die die Welt zum bessern tragen wollen
strömen unsere vielstimmigen Gesänge
zu den Bollwerken der Angst
hinter denen sich unsere Repräsentanten
verschanzen.
Die Schilder ihrer Ordnung
drängen aus allen Richtungen
mit erbarmungslosem Taktschlag auf uns zu.
Weiß getünchte Hände heben sich zum Himmel,
es ist Stärke in aufsteigender Beklemmung
Lieder der Hoffnung anzustimmen
Wie konnten wir denn dies erahnen?
Im Mittagszenit erfüllte ein Schuss,
entsichert vom Regime der Abschreckung,
die Luft des tränenreichen Gases,
und all die Gesänge für eine besseren Welt
wurden erstickt in den engen Gassen Genuas.
Schreie eingetüncht im tränenreichen Wimmern
und immer wieder sein Name.
Wie ein Menetekel der Schule des Grauens,
die uns noch bevorstand und alles überdauerte,
waberte Er durch den dichten Nebel
des durchgesetzten Chaos zu uns,
während wir vor dem Mythos
einer friedlichen Weltordnung
fortrannten.
In der Dämmerung des Zeitenwechsels
welcher Rat bleibt uns zu geben für euch?
Ihr, die nachwachsenden Weltverbesserer,
die ihr heraustretet aus dem Nebel,
vergesst nicht die ungezählten Schlachten
die wir heroisch verloren.
Legt nicht nieder die Träume,
die wir schon lange nicht mehr träumen.
Verlernt nicht die Lieder die wir einst mit Inbrunst
auf den unbefleckten Marktplatz der Ideen sangen.
Doch vor allem verhärtet nicht eure Herzen,
denn nur dann kann die Liebe zur Welt
in all ihrer Mannigfaltigkeit sprießen.
Gewidmet Carlo Giuliani *14.3.1978 – †20.07.2001
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Quelle: Zeitung der Arbeit