23. Dezember 2024

Sanitäter aus dem Gazastreifen berichtet über israelische Folter

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Nach seiner Entlassung aus der Haft im südlichen Gazastreifen wurde Tamer Ossama Salem al-Hafy abgeladen und musste, da er immer noch nicht laufen konnte, 3,5 km weit kriechen. In den folgenden Monaten wurde er in vier verschiedenen Krankenhäusern in Gaza behandelt, erlitt ein Blutgerinnsel in der Lunge und fiel ins Koma.

Al-Arish. Der Palästinenser Tamer Ossama Salem al-Hafy, dessen rechtes Bein wegen einer Schusswunde stark bandagiert ist, liegt in einem ägyptischen Krankenhaus und erinnert sich an seine Tortur im Gazastreifen, wo Israel ihn beschuldigte, ein Terrorist zu sein.

Israel hat nach Angaben der Gesundheitsbehörden des Gazastreifens mehr als 38.000 Menschen getötet und einen Großteil der Infrastruktur des Gazastreifens, darunter Tausende von Häusern, im Rahmen seiner Militäraktion zerstört, die nach eigenen Angaben auf die Ausschaltung der Hamas abzielt.

Im Dienst angeschossen

Der 40-jährige al-Hafy, der als Sanitäter im indonesischen Krankenhaus im Norden des Gazastreifens arbeitet, sagte, er sei von israelischen Streitkräften unterhalb des Knies angeschossen worden, als er nach einem israelischen Luftangriff im November letzten Jahres Verletzten auf Bahren half.

Er war kurzzeitig Patient in demselben Krankenhaus, bevor er am 20. November floh, als es angegriffen wurde. Sein Vater, Ossama, musste ihn auf dem Rücken tragen, als sie zu einem anderen medizinischen Zentrum im südlichen Gazastreifen fuhren.

35 Tage ohne Anklage festgehalten

An einem israelischen Militärkontrollpunkt, so al-Hafy, beschuldigten ihn die Soldaten, ein „Terrorist“ zu sein, und brachten ihn in ein Gefangenenlager, wo ihm die Augen verbunden wurden.

Er sagte, er sei 35 Tage lang festgehalten und dann ohne Anklage freigelassen worden. Während der Haft sei er an Armen und Beinen mit Handschellen an ein Bett in einem Zelt gefesselt gewesen. Außer während der Verhöre seien die Augen verbunden gewesen und er hätte nur alle drei oder vier Tage „flüssige Vitamine“ durch einen Strohhalm als Nahrung erhalten.

„Ich war in einem Gefängnis. Ich hatte keine Ahnung, wo es sich befand“, sagte er gegenüber Reuters in einem behelfsmäßigen Krankenhaus an Bord eines Frachtschiffes, das in al-Arish, einer ägyptischen Stadt auf der Sinai-Halbinsel in der Nähe des Gazastreifens, angedockt war.

„Sie deckten mir die Augen auf und legten sie [die Augenbinde] danach wieder an. Ich habe die Sonne nicht mehr gesehen, bis ich freigelassen wurde“, sagte er.

Folter statt medizinische Behandlung

Al-Hafy sagte, er sei in der Haft geschlagen und gedemütigt worden und habe keine medizinische Versorgung erhalten. Er glaubt, dass sein Beruf als Sanitäter ihn zur Zielscheibe machte. „Die Worte ‚medizinisches Personal‘ und die Arbeit in einem Krankenhaus reichten aus, um als Verdächtiger behandelt zu werden“, sagte er.

Medizinische Gruppen, darunter die Weltgesundheitsorganisation, haben dazu aufgerufen, die Angriffe auf medizinisches Personal im Gazastreifen während der israelischen Offensive einzustellen. Al-Hafys Schilderung, dass ihm die Augen verbunden, er gefesselt und geschlagen wurde, deckt sich mit den Aussagen anderer Palästinenserinnen und Palästinenser, die von Israel inhaftiert wurden, und mit Erklärungen von Menschenrechtsgruppen über Misshandlungen und Folter. Sie decken sich auch mit einem vor kurzem veröffentlichten Bericht (auf Deutsch nachzulesen auf der Homepage der Vertretung des Staates Palästina in Österreich) des Anwalts Khaled Mahajneh, der sich auf die Suche nach dem inhaftierten Journalisten Muhammad Arab in das Todeslager Sde Teiman begab und dort solche und schlimmere Szenarien vorfand.

Die UN-Berichterstatterin über Folter äußerte im Mai ihre Besorgnis über die sich abzeichnenden Muster von Übergriffen gegen palästinensische Gefangene und das Fehlen von Rechenschaftspflicht.

25 Tage im Koma

Al-Hafy sagte, er sei nach seiner Entlassung aus der Haft im südlichen Gazastreifen „abgeladen“ worden und musste, da er immer noch nicht laufen konnte, 3,5 km weit kriechen. In den folgenden Monaten wurde er in vier verschiedenen Krankenhäusern in Gaza behandelt, erlitt ein Blutgerinnsel in der Lunge und fiel ins Koma, sagte er. Als er etwa 25 Tage später wieder aufwachte, hatte er sein Augenlicht auf dem rechten Auge verloren, sagte er. Er wurde schließlich medizinisch evakuiert und in Ägypten behandelt.

Jetzt wird er in einem von den Emiraten finanzierten und betriebenen Behelfskrankenhaus an Bord eines Frachtschiffs in Ägypten in der Nähe des Gazastreifens behandelt. Viele der Patienten des schwimmenden Krankenhauses“ sind Kinder aus dem Gazastreifen, einige mit amputierten Gliedmaßen.

„Sie (das medizinische Personal), möge Gott sie segnen, haben alles mit mir versucht, aber Gott hat meine Heilung noch nicht zugelassen“, sagte al-Hafy resigniert.

Quellen: Reuters / VdSPÖ

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Quelle: Zeitung der Arbeit

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