Ulrich Schneider: Wir dürfen keine Angst haben, Systemfragen aufzuwerfen
„Ohne Umverteilung werden wir nicht in der Lage sein, diese Gesellschaft zusammenzuhalten,“ sagt Ulrich Schneider, scheidender Geschäftsführer des Paritätischen, eines der größten deutschen Sozialverbände, im Interview mit der Wochenendausgabe der Tageszeitung „nd“, „nd.DieWoche“. Im Moment gebe es zwar keine realistisch denkbare Parteienkonstellation, die das umsetzen würde, so Schneider. „Deswegen gibt es aber keinen Grund, es nicht weiter zu versuchen. Ganz im Gegenteil.“
Die Parteien müssten dafür von Nichtregierungsorganisationen „getrieben werden“, diese müssten dafür aber „zugespitzter auftreten“ und dürften keine Angst davor haben „auch Systemfragen aufzuwerfen“. „Kompromisse zu schließen ist in einer Demokratie Sache des Parlaments“, stellt Schneider fest.
Zurückhaltend seien Wohlfahrt und Gewerkschaften auch wegen personeller Überschneidungen. An der Spitze stünden häufig Menschen, die Parteikarrieren hinter sich hätten. Schneider, von 2016 bis 2022 Linke-Mitglied, sieht seine Parteivergangenheit unkritisch. An seiner Loyalität habe es nie Zweifel gegeben. „Schließlich ist fast meine ganze Berufsbiografie Parität.“
Nach 25 Jahren als Hauptgeschäftsführer des Paritätischen verlässt Ulrich Schneider den Wohlfahrtsverband. Im nd-Interview zieht er Bilanz über die Rolle der öffentlichen Fürsorge und spricht über linke Finanzpolitik.