„Es gibt immer eine Lösung“
Übernommen von Unsere Zeit:
Das sozialistische Kuba entdecken mit Gleichgesinnten – dafür bieten UZ und „Cuba Libre“, das Magazin der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba, regelmäßig Leserreisen an. Die nächste startet im Oktober. Heike Warschun, Bezirksvorsitzende der DKP Rheinland-Westfalen, hat im Mai an einer solchen Leserreise teilgenommen. UZ hat mit ihr über ihre Eindrücke gesprochen.
UZ: Heike, du warst mit der Leserreise von UZ und „Cuba Libre“ am 1. Mai in Kuba. Davon träumen ja viele Genossen. Was war für dich am Eindrucksvollsten?
Heike Warschun: Das Singen der Internationale mit ungefähr 300.000 Menschen. Auf der Kundgebung waren etwa 2.000 Solidaritätsgäste aus vielen verschiedenen Ländern. Das war schon sehr eindrucksvoll. Ich habe die DKP-Fahne geschwenkt, die ich dabei hatte. Den Redebeiträgen konnte ich leider nicht folgen, weil ich kein Spanisch kann. Aber die Atmosphäre war einfach klasse.
UZ: Ihr hattet Spenden mit nach Kuba genommen. Was hattet ihr im Gepäck?
Heike Warschun: Wir hatten medizinisches Material dabei, vor allem Venen- und Blasenkatheter, die für Operationen gebraucht werden. Die Mitarbeiter des Krankenhauses, in dem wir sie abgeliefert haben, waren sehr dankbar. Sie hatten nämlich nur noch zwei davon. Die Katheter und weiteres Material hat die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba gesammelt und uns verpackt zum Flughafen gebracht.
UZ: Hast du als Touristin Auswirkungen der US-Blockade gegen Kuba gespürt?
Heike Warschun: Ja, tatsächlich. Es gibt manche Sachen einfach nicht. Kugelschreiber, Malstifte und Schreibblöcke zum Beispiel sind in Kuba äußerst rar. Seife, allgemein Hygieneprodukte, sind teuer oder gar nicht zu bekommen. Den Überfluss, in dem manche Menschen hier leben, gibt es dort nicht. Aber die Menschen kommen über die Runden. Und man merkt trotz des Mangels: Sie mögen ihr Land und sie mögen ihr Leben.
UZ: Euer Reiseprogramm war sehr dicht. Was hat dich am meisten überrascht?
Heike Warschun: Das Umweltprojekt „Centro de Estudios Ambientales de Cienfuegos“, ein meeresbiologisches Projekt. Dort suchen Wissenschaftler nach Wegen, das Meer von Plastik zu befreien, und nach Möglichkeiten, den Müll zu recyclen. Das Zentrum arbeitet mit einer Universität in Boston zusammen – in solchen Fragen klappt die Zusammenarbeit dann doch. Die Standards in diesem Umweltprojekt sind hoch, deshalb ist das für die US-Amerikaner interessant. Ein Problem im Institut sind die Stromausfälle, die die Arbeit behindern.
UZ: Was hast du aus Kuba mitgenommen für deine politische Arbeit in Deutschland?
Heike Warschun: Dass man auch mit Kleinigkeiten viel machen kann. Es gibt immer eine Lösung. Man gibt gerne ab, auch wenn man selbst nicht viel hat. Die Menschen unterstützen sich gegenseitig. Keiner ist alleine. Die Menschen sind entspannter und wirken ausgeglichen. Ein Ergebnis ist, dass in Kuba viel weniger Menschen an Depressionen leiden und die Suizidrate deutlich niedriger ist als bei uns.
UZ: Die Situation in Kuba ist nicht einfach. Hattest du das Gefühl, dass eine offene Diskussionsatmosphäre herrscht?
Heike Warschun: Beim Institut für Völkerfreundschaft ICAP wurden wir regelrecht aufgefordert, Fragen zu stellen. Nie ist jemand einer Frage ausgewichen. Besonders schön war das Abschlussgespräch in Havanna. Wir wurden gefragt, was uns gut gefallen hat. In Kuba mangelt es an manchen Sachen, aber in Deutschland gibt es auch Probleme. In Kuba hat jeder ein Dach über dem Kopf, in Deutschland nicht. In Kuba gibt es manchmal keinen Strom, weil die Energie nicht da ist. In Deutschland haben manche Menschen keinen Strom, weil sie kein Geld haben, ihn zu bezahlen.
Eine Genossin vom ICAP erzählte, ein Neffe von ihr wollte nach Norwegen gehen, um dort ein Start-Up zu gründen. Sie hat ihm dann erzählt, wie es in Norwegen aussieht, dass dort auch nicht alles einfach ist. Ihr Neffe sei dann in Kuba geblieben und habe sein Start-Up dort gegründet. Ich habe meistens nach der Jugend gefragt, weil sie die Zukunft ist. Es gibt zwar junge Menschen, die Kuba verlassen wollen, aber die meisten wollen das, weil es durch die Blockade nicht alles gibt.
UZ: Wer nimmt denn an so einer UZ-Leserreise teil?
Heike Warschun: Aktive der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba waren mit dabei und Genossinnen und Genossen aus der DKP. Auch ein UZ-Leser, der vor 17 Jahren schon einmal in Kuba war und sich überlegt hatte, er wolle nochmal dorthin – natürlich mit der UZ-Leserreise. Man ist mit Gleichgesinnten unterwegs. Das hat gut gepasst!
Das Gespräch führte Valentin Zill
Die nächste Leserreise von UZ und „Cuba Libre“ nach Kuba findet vom 1. bis 16. Dezember 2024 statt.
Informationen, Preise und Anmeldung: uzlinks.de/leserreisenkuba
Quelle: Unsere Zeit