Getreidelieferungen und Ölraffinerie: Neue Berichte über Kubas Kooperation mit Russland
Nachdem Kuba und Russland vergangenes Jahr gleich eine ganze Reihe neuer Abkommen unterzeichnet haben, wurde es um die Umsetzung der Schlüsselprojekte lange Zeit still. Zwar hat sich der bilaterale Warenaustausch vervielfacht, und auch der russische Tourismus spielt eine immer wichtigere Rolle auf der Insel – die angekündigten großen Handels- und Investitionsvorhaben haben sich bislang jedoch nicht materialisiert. Jüngste Medienberichte deuten allerdings darauf hin, dass sich dies zu ändern beginnt.
So erwägen Russland und Kuba den Bau einer neuen Erdölraffinerie, wie der stellvertretende Sprecher des russischen Parlaments Alexander Babakov gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS erklärte. Offenbar wurden die Pläne während eines kürzlichen Besuchs russischer Duma-Abgeordneter in Havanna besprochen. „Kuba hat Erdöl: Es ist daher logisch, Erdölprodukte nicht zu importieren, sondern sie hier zu produzieren“, wird Babakov von der Agentur zitiert.
Kuba verfügt über eigene Erdölvorkommen von niedriger Qualität, mit der die Insel rund 50 Prozent ihres Bedarfs decken kann. Dieses wird vor allem für die Stromerzeugung in Schwerölkraftwerke sowjetischer Bauart genutzt. Für die Erzeugung von Treibstoff und Kerosin ist Kuba jedoch auf höherwertige Importe angewiesen. Im Rahmen der Kooperation mit Venezuela wurde zuletzt 2008 stark in den Erdölsektor investiert, als die Raffinerie der zentralkubanischen Stadt Cienfuegos modernisiert und erweitert wurde.
Parallel zu den Energieprojekten hat Russland jetzt erstmals Getreide aus einem neuen Ostseeterminal im Hafen von Ust-Luga nach Kuba verschifft, wie die Nachrichtenagentur Reuters mitteilte. Die Lieferung von 12.000 Tonnen Getreide erfolgte im Juni über das Lugaport-Terminal, das im Besitz des russischen privaten Transportunternehmens Novotrans ist.
Kuba erhofft sich durch die Kooperation mit Russland regelmäßige Lieferungen von Erdölprodukten, Getreide und Kunstdünger, um den Grundbedarf der kriselnden Wirtschaft trotz des akuten Devisenmangels decken zu können. Die drei Produkte waren bereits während der Zeit des Kalten Krieges die wichtigsten Importgüter der Insel aus der Sowjetunion. Mit der im Dezember erfolgten Einführung von russischen „Mir“-Kreditkartenzahlungen im Zuge der Förderung des russischen Tourismus soll ein rubelbasierter Mechanismus zur Gegenfinanzierung der Importe geschaffen werden.
Indes gab es erst vor wenigen Tagen ein weiteres Zeichen der auflebenden Kooperation zwischen Moskau in Havanna: Nach dem fünftägigen „Freundschaftsbesuch“ russischer Kriegsschiffe im Juni, haben Ende Juli erneut mehrere Schiffe der baltischen Flotte im Hafen der kubanischen Hauptstadt festgemacht.
Quelle: Cuba heute