VW und ihre zyklische „Krisen“
Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:
Vor ein paar Tagen erklärte VW die Bilanzen zu verbessern. Bereits in den Jahren zuvor wurden mit dem Betriebsrat Vereinbarungen verabschiedet, um das Ergebnis zu verbessern. Ziel war und ist, dass die “indirekten Bereiche” bis zu 30% einsparen müssen. Indirekte Bereiche bedeuten in diesem Fall alle Bereiche, die nicht direkt mit der Produktion zusammenhängen. In diesen Bereichen wurde nach Abgang von Kollegen in Altersteilzeit oder Rente nicht wieder eingestellt. Der Betriebsrat hat damit indirekt einer Arbeitsverdichtung zugestimmt, die tariflich nicht zugelassen ist. Eine weitere Maßnahme war Abfindungen anzubieten, die begrenzt angenommen wurden.
VW hat in der Vergangenheit bereits aufgrund zweier Krisen die Löhne radikal gekürzt. Die erste Kürzung war 1994 um ca. 20% um 30.000 Kündigungen zu verhindern. Die Lösung war eine vier Tage Woche. Trotzdem wurden Ende 1995 12.000 Stellen abgebaut. Eine zweite radikale Kürzung war, als 2008 die Arbeitszeit wieder auf 5 Tage in der Woche verlängert wurde. Bei diesen Tarifverhandlungen war die Gegenleistung eine Einmalzahlung. Viel wichtiger ist, dass zu diesem Zeitpunkt ein Beschäftigungssichrungstarifvertrag vorlag. Die Beschäftigungssicherung wurde erneut vereinbart und die Arbeitszeit wurde von 30 auf 35 Stunden erhöht. Heute stellen wir fest, dass die Beschäftigungssicherung nur dann gültig ist, solange die Aktionäre reichlich verdienen.
Viel interessanter und radikaler ist die aktuelle Krise des VW Konzerns. Hier wird über eine Ergebnisverbesserung gesprochen und nicht über fehlende Aufträge oder Umsätze. Schauen wir auf die ersten sechs Monate 2024 stellen wir fest, dass ein Gewinn über 10 Mrd. vor Steuern erarbeitet wurde. Die Bänder arbeiten weiterhin auf Hochtouren und es finden weiterhin Sonderschichten statt. Wenn diese Forderung des Unternehmens erfolgreich wird, dann kann die Forderung nach Gewinnmaximierung regelmäßig ein Thema werden. Dabei sind die Lohnstückkosten in den letzten Jahren deutlich gesunken.
Wir haben bei den Betriebsversammlungen gesehen, dass die Kollegen kampfbereit sind und möchten zugunsten der Aktionäre nicht mehr verzichten. Bei der Betriebsversammlung in Kassel war es teilweise nicht möglich, der Betriebsversammlung zu folgen, unglaublich viele Arbeiter hatten die Halle und die Wege gefüllt.
Im Manteltarifvertrag wurde 2008 vereinbart, dass die Arbeitszeit bei Bedarf auf 26 Stunden gekürzt werden kann. Verhandlungen und gemeinsame Lösungsfindung auf Kosten der Arbeiter müssen aufhören. Seit der Kündigung der Tarifverträge vermissen wir Aktionen, die bei der Betriebsversammlung angekündigt wurden. Stattdessen sollen die Aktionen erst bei den Verhandlungen mit dem Unternehmen durchgeführt werden.
Der Organisationsgrad der IGM ist höher als 90% und die Kampfbereitschaft der Kollegen ist hoch. Sie wollen nicht verzichten und werden dafür kämpfen. Das ist eine sehr gute Basis, um die Forderung des Unternehmens abzuwenden und die geforderten 7% durchzusetzen.
Ein Arbeiter aus dem VW Werk Kassel
Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben