19. Dezember 2024

Zum 120. Geburtstag von Alfred Klahr

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Vor 120 Jahren, am 16. September 1904, wurde der österreichische marxistisch-leninistische Autor, Kommunist und Antifaschist Alfred Klahr (1904–1944) geboren. Untrennbar mit seinem Namen verbunden ist die theoretisch-historische Begründung der Herausbildung der eigenständigen österreichischen Nation.

Alfred Klahr wurde am 16. September 1904 in Wien geboren. Er entstammte einer jüdischen Familie und hatte fünf ältere Schwestern. Der Vater, Salman Klahr, war Kantor im Bethaus in der Leopoldstädter Taborstraße. Politisch organisierte sich Klahr zunächst in der Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler, wechselte aber bald zum Kommunistischen Jugendverband (KJV). 1924 trat er der Kommunistischen Partei (KPÖ) bei. 1928 schloss Klahr sein Studium der Staatswissenschaft an der Universität Wien ab, seine Dissertation widmete sich dem “Verhältnis von Parlament und Regierung in parlamentarischen Republiken”, u.a. bei Hans Kelsen.

Zwischen Wien, Prag und Moskau

Danach war Klahr oft als Journalist für kommunistische Publikationen tätig. Er begann als Praktikant bei der Berliner “Roten Fahne”, dem Zentralorgan der KPD, ehe er als regulärer Redakteur zum Wiener Pendant wechselte. Von 1929 bis 1932 hielt sich Klahr zumeist in Moskau auf, einerseits an der Komintern-Schule, andererseits als KJV-Vertreter in der Kommunistischen Jugendinternationale. Wieder in Österreich, arbeitete Klahr hauptsächlich für die Parteizeitung, zum Zeitpunkt des Verbots der “Roten Fahne” durch das Dollfuß-Regime im Juli 1933 war er stellvertretender Chefredakteur.

Nach den Februarkämpfen von 1934 wurde Klahr von den Austrofaschisten verhaftet und erst gegen Jahrensende wieder freigelassen. Er ging nach Prag, wohin auch leitende Mitglieder des KPÖ-Zentralkomitees geflohen waren, und stieg wieder bei der – nun illegalen – “Roten Fahne” ein, die hier produziert und dann nach Österreich geschmuggelt wurde. Von 1935 bis 1937 war Klahr nochmals in Moskau, um an der Internationalen Lenin-Schule Vorlesungen im österreichischen Sektor zu halten.

Zur österreichischen Nation

Während dieser Zeit widmete sich Klahr vermehrt und schließlich systematisch der Frage der österreichischen Nation, deren Existenz sowohl von den Faschisten als auch der Sozialdemokratie negiert wurde – sie betrachteten die Österreicher als Deutsche. Im März- und Aprilheft 1937 des Theoriemagazins “Weg und Ziel” erschien unter dem Pseudonym “Rudolf” eine Artikelserie “Zur nationalen Frage in Österreich”. Angelehnt an Josef Stalins “Marxismus und nationale Frage” (1913 in Wien verfasst), wies Klahr nach, dass die Österreicher kein Teil der deutschen Nation sind, sondern eine eigenständige nationale Entwicklung aufweisen. Auf dieser Basis führten die Kommunisten den Kampf gegen die Nazis nicht nur als antifaschistischen, sondern auch als nationalen Freiheitskampf gegen Fremdherrschaft. Klahrs theoretische Einsichten und der praktische, v.a. kommunistische Widerstand waren Voraussetzungen für die Wiederrichtung der unabhängigen österreichischen Republik 1945.

Von Moskau ging es für Klahr 1937 wieder nach Prag, um als Redakteur für “Weg und Ziel” zu arbeiten. Mit dem Beginn der Zerschlagung der Tschechoslowakei im Herbst 1938 floh Klahr nach Paris und weiter nach Brüssel. Dort widmete er sich wieder der Produktion und Weiterleitung der “Roten Fahne”. Im Mai 1940 marschierte die deutsche Wehrmacht in Belgien ein, die Behörden ließen Juden und “feindliche Ausländer” noch nach Südfrankreich transporten, wo sie im Lager Saint Cyprien interniert wurden. Im August 1940 konnte Klahr aus dem Lager und in die Schweiz fliehen, wo er im Sinne des österreichischen Widerstandes tätig wurde. Im September 1941 erfolgte jedoch seine Verhaftung in Zürich, gefolgt von der Abschiebung nach Vichy-Frankreich und ins Lager Le Vernet.

Held der österreichischen Arbeiterklasse

Ende August 1942 vebrachte man Klahr ins KZ Auschwitz. Ende Juni 1944 gelang ihm mit Hilfe des Internationalen Lagerkomitees die Flucht – mit dem Auftrag, eine Verbindung zwischen dem Lagerwiderstand und der Polnischen Arbeiterpartei herzustellen sowie die sowjetische Rote Armee zu kontaktieren. Im Zuge dieser Bemühungen wurde Klahr im Juli 1944 in Warschau von der SS aufgegriffen und erschossen.

Nicht einmal ganz 40 Jahre alt wurde Alfred Klahr – und doch zählt er zweifellos zu den wichtigsten Proponenten der kommunistischen Bewegung und des Marxismus-Leninismus in Österreich. Die eigenständige österreichische Nation, die heute als eine Selbstverständlichkeit gilt, verdankt ihre theoretisch-historische Herleitung und Fundierung wesentlich Klahrs Arbeiten. In aller Folgerichtigkeit war Klahr auch ein aktiver konsequenter Kämpfer gegen Faschismus und Fremdherrschaft, als Redakteur und Lehrer ebenso wie im Untergrund und im Lagerwiderstand – ein Held der österreichischen Arbeiterklasse.

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Quelle: Zeitung der Arbeit

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