25. Oktober 2024

81% der Jugendlichen haben Angst vor einem Krieg in Europa

Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:

Roylan Tolay*

Die Shell Jugendstudie 2024 zeigt auf eindrückliche Weise, wie stark die Zukunftsängste unter Jugendlichen in Deutschland zugenommen haben. Besonders auffällig: 81% der befragten Jugendlichen haben Angst vor einem Krieg in Europa. Diese alarmierende Zahl verdeutlicht nicht nur die aktuellen geopolitischen Spannungen, sondern auch, wie tief die Unsicherheit in der jungen Generation verankert ist. Neben der Kriegsangst dominieren Sorgen vor Armut (67%) und Umweltverschmutzung (64%). Die Zahlen sind Ausdruck einer Jugend, die sich mit zunehmender Perspektivlosigkeit und gesellschaftlicher Spaltung konfrontiert sieht.

Die Studie zeigt auch, dass das Vertrauen in die Zukunft und in die Möglichkeiten, das eigene Leben positiv zu gestalten, abnimmt. Jugendliche blicken mit großer Unsicherheit auf die kommenden Jahre – auf eine Welt, die von Krisen, Kriegen und sozialer Ungleichheit geprägt ist. Die zunehmende Angst vor einem Krieg ist dabei besonders gravierend, da sie sich direkt auf die politische und gesellschaftliche Haltung der jungen Menschen auswirkt.

Unsicherheit und Perspektivlosigkeit

Zukunftsängste sind kein neues Phänomen, doch die Studie aus dem Jahr 2024 macht deutlich, dass die Intensität dieser Ängste ein bedenkliches Niveau erreicht hat. Jugendliche, die sich in einer Zeit globaler Krisen und Ungewissheiten zurechtfinden müssen, fühlen sich zunehmend machtlos. Die Kriegsangst ist dabei eine der zentralen Sorgen, doch sie steht im Kontext einer breiteren gesellschaftlichen Verunsicherung. Der Klimawandel und die Bedrohung durch Umweltkatastrophen, die steigende soziale Ungleichheit sowie die Angst vor Arbeitslosigkeit und Armut sind Themen, die die junge Generation stark beschäftigen.

Die Jugendlichen sehen eine Welt vor sich, die ihnen nicht die Sicherheit und Stabilität bieten kann, die sie brauchen. Viele von ihnen fühlen sich von der Politik im Stich gelassen und glauben, dass wichtige Entscheidungen über ihre Köpfe hinweg getroffen werden. Dies führt zu einem Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit, das sich in den alarmierenden Zahlen der Studie widerspiegelt.

Anstieg rechter Tendenzen unter jungen Männern

Ein weiterer beunruhigender Aspekt der Studie ist der Anstieg des Anteils männlicher Jugendlicher, die sich politisch eher rechts einordnen. Seit 2019 ist diese Zahl gestiegen, was darauf hindeutet, dass Unsicherheit und Perspektivlosigkeit einige junge Menschen in die Arme radikaler Bewegungen treiben. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, da sie zeigt, wie leicht Menschen, die sich machtlos und von der Gesellschaft abgehängt fühlen, den Versprechungen von rechten Gruppierungen Glauben schenken können.

Rechte Bewegungen bieten scheinbar einfache Lösungen für komplexe Probleme an, indem sie Sündenböcke benennen und einfache, aber gefährliche Antworten liefern. Doch anstatt sich durch diese Spaltungstaktiken täuschen zu lassen, müssen wir uns den wahren Ursachen der Probleme stellen: Kriegsgefahr, soziale Ungleichheit und mangelnde Zukunftsperspektiven.

Die Zeit für Veränderungen ist jetzt!

Die Studie macht deutlich: Es ist an der Zeit, aktiv zu werden! Anstatt uns von den Ängsten und Unsicherheiten überwältigen zu lassen, müssen wir uns organisieren und die Veränderung, die wir brauchen, selbst in die Hand nehmen. Der Ruf nach mehr Mitbestimmung ist laut, und die Mehrheit der Jugendlichen wünscht sich, politisch aktiv zu werden und mehr Einfluss auf die Entscheidungen zu nehmen, die ihre Zukunft betreffen.

In unseren Schulen, Betrieben und Universitäten müssen wir uns zusammenschließen und eine starke, gemeinsame Stimme entwickeln. Wir dürfen die Verantwortung für unsere Zukunft nicht an andere abgeben – es liegt an uns, Druck auf Politik und Gesellschaft auszuüben, um echte Veränderungen zu erreichen.

Frieden statt Aufrüstung!

Die überwältigende Angst vor einem Krieg in Europa zeigt uns deutlich, dass wir uns entschieden gegen Aufrüstung und Militarisierung positionieren müssen. Der Gedanke, dass Kriege die Lösung für internationale Konflikte sein könnten, wird von vielen Jugendlichen abgelehnt. Sie wollen keinen Teil einer militarisierten Gesellschaft sein, die sich auf mögliche Kriege vorbereitet, sondern fordern stattdessen Frieden und diplomatische Lösungen.

Es ist dringend notwendig, den Fokus von militärischen Strategien hin zu friedlichen, diplomatischen Ansätzen zu verlagern. Die jungen Menschen haben genug von einer Politik, die Konflikte verschärft, anstatt sie zu lösen. Die Forderung nach Frieden ist klar: Keine Aufrüstung, sondern Abrüstung und das Investieren in unsere Sozialsysteme!

Wir brauchen echte Perspektiven!

Ein weiterer zentraler Punkt, der aus der Shell Jugendstudie hervorgeht, ist die Sorge um die berufliche Zukunft. Viele Jugendliche schätzen ihre beruflichen Chancen schlecht ein und blicken pessimistisch auf den Arbeitsmarkt. Die Angst vor Arbeitslosigkeit und unsicheren Jobs ist weit verbreitet, und die Corona-Pandemie hat diese Unsicherheiten noch verstärkt.

Die Forderung der Jugendlichen ist klar: Es braucht echte Investitionen in Bildung und Arbeitsplätze, die eine sichere und faire Zukunft bieten. Nur so können wir den wachsenden sozialen Ungleichheiten entgegenwirken und der jungen Generation die Perspektiven geben, die sie braucht, um sich selbst verwirklichen zu können.

Es darf nicht sein, dass junge Menschen das Gefühl haben, ihre Zukunft sei unsicher und von Krisen geprägt. Die Politik muss handeln und Programme schaffen, die gezielt die Zukunftschancen der Jugend verbessern. Bildung und berufliche Perspektiven müssen im Zentrum der politischen Debatte stehen, wenn wir eine Gesellschaft aufbauen wollen, die gerecht und zukunftsfähig ist.

Lasst uns unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen!

Die Ergebnisse der Shell Jugendstudie 2024 sind ein deutlicher Weckruf. Wir können es uns nicht leisten, in Passivität zu verharren und zuzulassen, dass Ängste und Unsicherheiten unser Leben bestimmen. Die Jugend zeigt sich bereit, für ihre Zukunft einzutreten, und es liegt an uns allen, diese Energie zu nutzen und in politische Aktionen zu lenken.

Gemeinsam können wir die Veränderungen erreichen, die notwendig sind, um eine gerechtere und friedlichere Zukunft zu schaffen. Lasst uns unsere Kräfte bündeln, um gegen die Perspektivlosigkeit und die wachsende Kriegsangst anzukämpfen. Es ist Zeit, aktiv zu werden, unsere Stimmen zu erheben und die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen!

*DIDF Jugend Vorstandmitglied

Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben

FriedensbewegungJugend, Schule & UniYeni Hayat