Hafenbeschäftigte stehen hinter den sechs Forderungen der ITF
Übernommen von der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF):
Hafenbeschäftigte erneuern in Marrakesch den Kampf für Rechte, Sicherheit und Arbeitsnormen
Die sechs Forderungen, über die auf dem Kongress der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) beraten wird, stehen im Zentrum und sind Schwerpunkt der Arbeit der ITF-Sektion Häfen – so lautet die zentrale Botschaft, die heute auf dem ITF-Kongress in Marrakesch (Marokko) von den Hafenbeschäftigten vereinbart und übermittelt wurde.
Angesichts der Herausforderungen, vor denen Hafenbeschäftigte in der ganzen Welt stehen, nimmt die ITF zunehmend die folgenden Themen in den Fokus: Verantwortung in den Lieferketten, Gleichstellung, Rechte, Sicherheit, Nachhaltigkeit und Zukunft der Arbeit – wichtige, ineinandergreifende Arbeitsbereiche, die dazu beitragen können, echte Veränderungen im Leben und den Existenzgrundlagen aller Verkehrsbeschäftigten herbeizuführen.
Der Vorsitzende der ITF-Sektion Häfen Paddy Crumlin erklärte: „Hafenbeschäftigte und Seeleute haben die ITF gegründet. Wir Hafenbeschäftigten wissen, dass wir immer die Leidtragenden sind – sie tun alles, um uns zu spalten.“
„Hafenbeschäftigte erwarten, für die Arbeit, die sie tun, mit Würde und Respekt behandelt zu werden, ob es um unsere Rechte geht, unsere Menschenwürde oder ein Leben ohne Armut und ohne Furcht, am Arbeitsplatz verletzt oder getötet zu werden.“
Beim Fokus der Sektion auf die sechs Forderungen gibt es inhaltliche Überschneidungen und spezifische Herausforderungen für Hafenbeschäftigte im Hinblick auf Automatisierung, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz und Gleichstellung.
Wie bei vielen ITF-Sektionen ist das Thema Verantwortung in der Lieferkette – Unternehmen am oberen Ende der Lieferketten für darin begangene Rechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen – eine Querschnittsaufgabe, da die Unternehmensgiganten im Verkehrs- und Logistiksektor ihre Lieferketten und Geschäftsbereiche zunehmend integrieren, indem sie verschiedene Verkehrsträger aufkaufen. Angesichts ihrer langen Erfolgsgeschichte der Solidarität und des Kampfes überall auf der Welt sind die Hafenbeschäftigten gut gerüstet für die Rolle, die sie in den nächsten fünf Jahren spielen werden.
„Wir haben einen Fünfjahresplan, aber wir können das nicht tun, ohne dass alle sich beteiligen,“ erklärte die neu gewählte Frauenvertreterin der Sektion Jessica Isbister.
„Unsere Einheit und unsere Solidarität werden uns durch die kommenden fünf Jahre leiten. Es werden herausfordernden fünf Jahre sein, und wir wissen, dass unsere Kämpfe nicht leichter werden, aber je fester wir zusammenhalten, umso besser werden wir es schaffen.“
„Die Förderung weiblicher und junger Beschäftigter ist wichtig. Die Sektion Häfen ist in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangegangen – unser Arbeitsschutzausschuss ist zu 40 Prozent mit Frauen besetzt und darauf sind wir sehr stolz.“
Die „Zukunft der Arbeit“ wird von profitorientierten Unternehmen durch die Brille der Automatisierung und Digitalisierung in den Häfen betrachtet immer wieder als „Fortschritt“ verkauft – aber in Wirklichkeit, wie die Arbeit der ITF in Neuseeland zeigt, sind diese übertriebenen Behauptungen über Produktivitätssteigerungen oft falsch, wenn man bedenkt, dass dadurch Gefahr für die Arbeitsplätze von Hafenbeschäftigten und ihre Sicherheit besteht.
„Die Investitionen werden aufgrund der Automatisierung immer größer und werden sich erst in 20 Jahren rentieren. Das macht uns Sorgen, denn es bedeutet, dass mehr Druck auf den Arbeitsbedingungen lastet,“ so der neu gewählte erste stellvertretende Sektionsvorsitzende Niek Stam.
„Wir können gegen Automatisierung sein, aber wir müssen sie verstehen. Was heißt das für die Produktivität? Denn Hafenbeschäftigte gehen nicht zur Arbeit, um ärmer zu werden. Was bedeutet das für die Sicherheit der Arbeitsplätze?“
„Wir müssen verstehen, warum der Arbeitgeber automatisieren will. Und wir verfügen über all die Erfahrungen, die wir in deutschen Häfen, im Hafen von Rotterdam und in anderen Häfen weltweit gemacht haben und die uns stärker und klüger machen.“
Die Sektionskonferenz Häfen findet vor dem Hintergrund anhaltender Kämpfe von ITF-Gewerkschaften gegen unternehmerische Profitgier statt. Dazu gehört der Streik der International Longshoremen Association’s (ILA) gegen USMX an der US-amerikanischen Ostküste, der Arbeitskampf der Maritime Union of Australia’s (MUA) in Australien gegen Qube Ports und der Kampf der türkischen Gewerkschaft Liman-İş um die Achtung ihres Grundrechts auf Vereinigungsfreiheit gegen das Hafenunternehmen Borusan Lojistik AS.
„Am Kampf teilnehmen, Streikposten stehen – darum geht es,“ so der scheidende erste stellvertretende Vorsitzender der Sektion Häfen Willie Adams.
„Du gehst an den Ort des Geschehens, du legst die Arme um deine Kolleginnen und Kollegen, sie schauen dir in die Augen, von Mensch zu Mensch – und du weißt, was Sache ist. Es macht unseren Arbeitgebern Angst, wenn sie uns zusammenstehen sehen.“
„Die Kraft und Stärke, die das Rückgrat der ITF bilden, befinden sich in diesem Raum: die Hafenbeschäftigten.“
„Wir sind militant, stark, wir haben eine andere Art aufzutreten. Wir kontrollieren die Lieferkette, wir haben enormen Einfluss, und unsere Arbeitgeber wissen das.“
Die Delegierten wählten ferner den ITF-Sektionsausschuss Häfen, der den Arbeitsplan der Sektion in den nächsten fünf Jahren vorantreiben wird. Er wird geleitet von Paddy Crumlin, der im Amt des Vorsitzenden bestätigt wurde, neben Niek Stam als erstem stellvertretenden Vorsitzenden und Bobby Olvera als zweitem stellvertretenden Vorsitzenden.