29. November 2024

»Israels Pearl Harbour«

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Der japanische Angriff auf die Pazifikflotte der USA am 7. Dezember 1941 gab der Regierung der USA unter Präsident Roosevelt ausreichend Grund, um Japan den Krieg zu erklären und dann direkt in das Geschehen des von den deutschen Faschisten entfesselten Weltkriegs einzugreifen. Der Präsident hatte lange gezögert, dem Drängen militaristischer Kreise der USA nachzugeben, die mit aller Kraft am Krieg teilnehmen wollten.

Inzwischen ist durch historische Dokumente belegt, daß der Angriff der japanischen kaiserlichen Marineluftstreitkräfte alles andere als ein »Überraschungsangriff« war, als der er heute gern immer noch dargestellt wird. Die Geheimdienste der USA hatten Kenntnis von den Plänen, allerdings wurden die wirklich zuständigen Stellen, die eine wirksame Abwehr des Angriffs hätten organisieren können, mit voller Absicht nicht darüber informiert. Ein Großteil der 2.400 Toten und 1.200 Verwundeten hätte vermieden werden können, wäre gewissen Kreisen nicht das Ziel des Eintritts der USA in den Krieg wichtiger gewesen als Verluste in den eigenen Reihen.

Nach dem Angriff der Hamas und ihrer Verbündeten am 7. Oktober 2023 war in einigen Zeitungen von »Israels Pearl Harbour« zu lesen. Gemeint war sicher, daß Israels geballte Militärmacht dadurch »gezwungen« gewesen sei, mit voller Kraft »zurückzuschlagen«. Das dürfte jedoch nicht die ganze Wahrheit sein. Immerhin ist es nicht vorstellbar, daß der israelische Mossad, der gern als der bestfunktionierende Geheimdienst der Welt bezeichnet wird, keinerlei Informationen über die umfassenden militärischen und logistischen Vorbereitungen der Angreifer vom 7. Oktober hatte. Die Rede ist von einem Geheimdienst, der es schafft, die gesamte Hisbollah im Libanon mit präparierten Pagern auszustatten, die auf ein einziges Funksignal explodieren, der jederzeit die genauen Aufenthaltsorte der höchsten Führer von Hamas und Hisbollah kennt und in der Lage ist, deren gezielte Tötung zu planen und auszuführen.

Somit bekommt der Begriff »Israels Pearl Harbour« eine etwas andere Bedeutung, denn vor allem Israels rechtsextreme Führung wollte diesen Krieg. Selbst die Zahl der Toten und Verletzten des 7. Oktober – so schrecklich sie auch ist – muß leider überdacht werden, denn durch Dokumente ist belegt, daß ein Teil der Opfer jenes Tages auf das Konto israelischer Soldaten geht, die in den ersten Momenten recht wahllos in die Menge feuerten.

Die Ursache des aktuellen Höllenbrandes im Nahen Osten ist nicht, wie zur Zeit stündlich und gebetsmühlenartig formuliert wird, der Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober. Dieser Angriff wurde vor allem als Anlaß genutzt, um den seit 1948, seit der Gründung des Staates Israel, andauernden Konflikt mit den Nachbarn, vor allem aber mit den Palästinensern erneut aufflammen zu lassen.

Der aktuelle Krieg, der in den gutbürgerlichen Medien immer wieder verharmlosend als »Militäraktion« bezeichnet wird, sprengt alle Maßstäbe der bisherigen Kriege in der Region, insbesondere mit Blick auf das Verhältnis von Toten, Verletzten und Zerstörungen in Israel auf der einen, und in den palästinensischen Gebieten Gaza und Westjordanland sowie im Libanon auf der anderen Seite.

Dieser jahrzehntealte Konflikt ist nicht mit militärischen Mitteln zu lösen. Verhandlungen über Waffenruhe und Frieden in Nahost sind das Gebot der Stunde.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

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