ITF-Gewerkschaften verständigen sich auf die Eckpunkte für eine Zukunft auf der Grundlage von Rechten, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Freiheit
Übernommen von der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF):
Auf der wichtigsten Kongresssitzung wurde über ein breites Spektrum von Entschließungsanträgen von Rechten über Klimaschutzmaßnahmen bis hin zum Krieg zwischen Palästina und Israel beraten.
Am 17. Oktober kamen die Delegierten des ITF-Kongresses in Marrakesch zusammen, um ein Reihe von wichtigen Entschließungsanträgen zu Gleichstellung, Nachhaltigkeit und Arbeitsrechten auf den Weg zu bringen. Jeder Entschließungsantrag bekräftigte das Engagement der Gewerkschaftsbewegung für den Kampf für Gerechtigkeit und Fairness in allen Bereichen des Verkehrssektors.
Meryem Halouani (UMT), die den Vorstandsantrag mit der Überschrift “Gleichstellung von Verkehrsbeschäftigten” einbrachte, appellierte an die Verkehrsbeschäftigten, sich hinter die Sache der Gleichstellung zu stellen, und erklärte: „Unsere starke Waffe ist unsere Einheit“. Sie betonte die Bedeutung der Bekämpfung von Ausbeutung, insbesondere von Frauen und jungen Menschen, und der aktiven Teilhabe von Frauen in Gewerkschaften: „Starke Gewerkschaften brauchen Frauen.“
Diese Botschaft wurde von anderen Redner*innen aufgegriffen, unter anderem von Cecilia de Fatima Rodrigues (Contmaff), die zu gewerkschaftlicher Solidarität aufrief, um Diskriminierung sofort zu beenden.
Mit einem anderen Entschließungsantrag wandten sich die Delegierten dem Thema der Diskriminierung von LGBT+- Beschäftigten zu. Monica Meneiro (APA, Argentinien) sagte dazu: „Der ITF kommt bei der Bekämpfung von Diskriminierung am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft eine wichtige Rolle zu“.
„Dieser Entschließungsantrag betrifft mich persönlich – ich weiß, was es bedeutet, diese Freiheit nicht zu genießen. Ich kämpfe immer noch jeden Tag darum,” so Keturah Johnson von der AFA-CWA (USA). „Heute stehe ich hier und lebe meine Wahrheit in dem Bewusstsein, von meiner Gewerkschaft unterstützt zu werden.”
In einem bewegenden Redebeitrag schilderte Danny McGowan (Nautilus, Großbritannien), wie nervös er war, als er auf dem ITF-Kongress in Singapur im Jahr 2018 zum ersten Entschließungsantrag über LGBT+-Verkehrsbeschäftigte Stellung nahm, als das Thema noch kontrovers war.
„Wir haben das zu einem Thema gemacht, über das einvernehmlich geredet werden kann, wir hatten keine Befürchtungen, unsere Arbeit zu entwickeln,” erklärte er. Der Entschließungsantrag wurde einstimmig angenommen.
Gemeinsam können wir die Welt für LGBT+-Verkehrsbeschäftigte voranbringen.”
Ein weiteres herausragendes Thema waren die Rechte von Menschen mit Behinderung. Hier unterstrich Simon Weller von der britischen Bahngewerkschaft ASLEF die Notwendigkeit, Barrieren für Beschäftigte mit Behinderung zu beseitigen. Er appellierte an die Delegierten:
„Wir sollten uns fragen, was Behinderung ist. Es gibt eine sehr klare rechtliche Definition, aber sie verbirgt die einfache Tatsache, dass nicht alle Behinderungen sichtbar sind,” so Weller.
Unsere Mitglieder mit Behinderung verdienen unseren Respekt. Sie verdienen den Respekt ihrer Arbeitgeber.”
Weller rief dazu auf, Barrieren bei der Einstellung, Bindung und Beförderung von Beschäftigten mit Behinderung niederzureißen, und fügte hinzu, dass wir diesen Respekt gemeinsam mit all unseren Mitgliedern erreichen werden.
Angesichts der drohenden Klimakrise rief Frank Moreels, der Präsident der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) und Vorsitzende der BTB-ABVV, zu von den Beschäftigten angeführten Klimaschutzaktivitäten auf.
Beim Klimaschutz müssen die Beschäftigten vorangehen … wir müssen organisieren, mobilisieren und bessere Arbeitsplätze, Löhne und Bedingungen fordern.”
Mariano Moreno (Argentinien) schilderte die verheerenden Auswirkungen von Umweltzerstörung auf die Beschäftigten im globalen Süden und Kavan Gayle (BITU, Jamaica) rief zu sofortigem Handeln auf: „Wir müssen jetzt etwas tun, um eine Zukunft zu schaffen, in der der Verkehrssektor sowohl den Menschen als auch dem Planeten dient.”
Der laufende Krieg zwischen Israel und Palästina mit einem eindringlichen Aufruf zu Frieden und Solidarität thematisiert. Der ITF-Präsident und Nationale Sekretär der Maritime Union of Australia Paddy Crumlin betonte das langjährige Engagement der ITF für Gerechtigkeit und Frieden.
„Das ist ein historischer Moment in der Geschichte der ITF,” so Crumlin. „Wir treten seit Langem für Gerechtigkeit, eine Zwei-Staaten-Lösung und die Schaffung eines souveränen palästinensischen Staates ein.”
Crumlin bekräftigte die Entschlossenheit der Föderation, den Beschäftigten auf beiden Seiten des Konflikts zur Seite zu stehen, betonte die Notwendigkeit humanitärer Hilfskorridore und rief zu einer geschlossenen Antwort der ITF-Mitgliedsorganisationen und der globalen Gewerkschaftsbewegung auf.
Der Entschließungsantrag wurde mit überwältigender Mehrheit angenommen, ein Bekenntnis des Kongresses zu Frieden und Gerechtigkeit.
Frieden war auch Gegenstand eines Beitrags von Hajime Takeuchi, Präsident der japanischen Gewerkschaft Zenkoku-Kowan, die sich dafür einsetzt, dass Japan seine pazifistische Verfassung beibehält.
„Am ersten Donnerstag jedes Monats stehen wir vor Bahnhöfen und rufen zu Frieden in der Welt und dazu auf, Häfen nicht mehr für die Unterstützung von Kriegen zu nutzen,” erklärte er. „Wenn ein Krieg ausbricht, sind die Beschäftigten, auch Verkehrsbeschäftigte, immer die Leidtragenden. Wir werden für Frieden kämpfen.”
Zum Abschluss bekräftigten die Delegierten ihre Entschlossenheit, die Rechte von Verkehrsbeschäftigten zu verteidigen, insbesondere das Recht auf Streik.
„Ein Unrecht an einem ist ein Unrecht an allen,” so Frank Moreels (BTB, Belgien) nach den Warnungen mehrerer Redner*innen vor den wachsenden Gefahren des Rechtsextremismus und gewerkschaftsfeindlicher Gesetze. François Laporte (Teamsters, Kanada) warnte die Delegierten, dass „progressive Gesetze verschwinden können,“ und mahnte zu permanenter Wachsamkeit.
Ismo Kokko von der finnischen AKT ging darauf ein, wie rechtsextreme Kräfte und konservative Regierungen die Rechte der Beschäftigten in ganz Europa aktiv untergraben.
„In Finnland kamen die Rechtsextremen auf den zweiten Platz und schreiben jetzt gemeinsam mit den Konservativen unsere Arbeitsgesetze neu,” so Kokko in seinem Bericht darüber, wie neue Rechtsvorschriften das Streikrecht bedrohen und den Sozialschutz schwächen.
Sie greifen den Kern all dessen an, wofür wir gekämpft haben – Bildung, Gesundheitsversorgung, Streikrecht und soziale Sicherheit. Aber wir werden nicht nachgeben.”
Der Kongress brachte klar zum Ausdruck, dass die Verteidigung des Streikrechts überall unerlässlich für den Fortbestand der Rechte der Beschäftigten ist, und bekräftigte in dieser Hinsicht die Vorkämpferrolle der ITF auf globaler Ebene.