27. Oktober 2024

Organisierung für menschenwürdige Arbeit ist der Weg zu nachhaltigem Tourismus

Übernommen von der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF):

 

Zur Sektionskonferenz Fremdenverkehrsdienste auf dem ITF-Kongress 2024 kamen führende Gewerkschaftsmitglieder, Branchenexpert*innen und Vertreter*innen aus der ganzen Welt zusammen, um sich mit den Herausforderungen der Beschäftigten im Tourismussektor auseinanderzusetzen.

Bei seiner Eröffnungsrede zur Konferenz ging ITF-Generalsekretär Stephen Cotton auf die Fortschritte ein, die seit dem letzten Kongress erzielt wurden, und setzte ehrgeizige Ziele für die Zukunft.

“Wir haben seit dem letzten Kongress viel erreicht,” so Cotton. “Während der Covid-19-Pandemie hat sich die enge Verbindung zwischen dem Verkehrs- und dem Tourismussektor gezeigt. Da über 40 Prozent der im Tourismus Beschäftigten im Verkehrssektor tätig sind, müssen wir auf dieser Verbindung aufbauen und unsere Mitgliederzahlen in den nächsten fünf Jahren hoffentlich vervierfachen.”

Die Tatsache, dass sich die Zahl von Gewerkschaftsmitgliedern in der Sektion Fremdenverkehrsdienste seit dem letzten ITF-Kongress im Jahr 2018 verdoppelt hat, ist Ausdruck des wachsenden Bedürfnisses nach einer kollektiven Stimme und besseren Beschäftigungsbedingungen.

ESG und soziale Nachhaltigkeit im Tourismus 
Dr. Anke Winchenbach, die Autorin eines wegweisenden Berichts, der am Welttourismustag (27. September) von der Allianz der Beschäftigten im Tourismussektor (Tourism Workers’ Alliance – TWA) veröffentlicht wurde, nahm an der Konferenz teil und sprach über die entscheidende Rolle menschenwürdiger Beschäftigung als Voraussetzung für die Entwicklung einer nachhaltigeren Tourismusbranche.

Die TWA ist eine gemeinsame Initiative der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) und der Internationalen Union der Lebensmittel-, Landwirtschafts-, Hotel-, Restaurant-, Café- und Genussmittelarbeiter-Gewerkschaften (IUL).

Der Bericht mit dem Titel Why The ‘S’ In ESG Matters: Social Sustainability and Labour and Human Rights in Travel and Tourism (Warum das “S” in ESG wichtig ist: Soziale Nachhaltigkeit und Arbeits- und Menschenrechte im Reise- und Tourismussektor) beleuchtet die grundlegende Bedeutung der sozialen Dimension von Umwelt-, Sozial- und Governance (Environmental, Social and Governance – ESG)-Normen, die darauf abzielen, ein verantwortungsvolleres Handeln der Unternehmen zu fördern.

Der Vorsitzende der Sektion Fremdenverkehrsdienste David Massiah betonte, wie wichtig es ist, dass Gewerkschaften bei der Gestaltung der Branche eine aktive Rolle wahrnehmen.

“Dieser Bericht ist ein Instrument, um Gewerkschaften als Beratungs- und Kontrollinstanz für die Branche zu positionieren,” so Massiah. “Es ist der Beginn einer Diskussion darüber, wie wir die Regierungen, das Kapital und die Beschäftigten miteinander ins Gespräch bringen.” Massiah ist Mitglied der Antigua and Barbuda Workers’ Union (ABWU), wo auf den Tourismus etwa 93 Prozent des BIP entfallen.

In weiteren Redebeiträgen wurde die Notwendigkeit einer stärkeren Beteiligung und Zusammenarbeit der Gewerkschaften thematisiert. Massimo Fratini von der IUL hob hervor, dass neben der Lobbyarbeit bei der Politik Kampagnen wichtig seien, um Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Im Hinblick auf die Klimakrise wies er darauf hin, wie sich steigende Temperaturen und die Verlagerung von Reisezielen auf die Beschäftigten auswirken könnten, und forderte die Zusammenarbeit mit der ITF, um gemeinsame Kampagnen zu diesem dringenden Thema zu entwickeln.

Praveena Singh von der All India Railwaymen’s Federation (AIRF) gab Einblick in die Situation in Indien, wo die Beschäftigten im Tourismus Schikanen und Gesundheitsrisiken ausgesetzt sind. “Unsere Gewerkschaften müssen zusammenhalten, um die Arbeitgeber in die Verantwortung zu nehmen,” erklärte Singh.

Die Delegierten berieten ferner über die Notwendigkeit ethischer Praktiken bei Großveranstaltungen wie der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft. “Wir können nicht zulassen, dass sich die in Katar erlebten Arbeitsrechtsverletzungen wiederholen,” so María del Carmen Donate von der FeSMC-UGT (Spanien). Sie brachte einen Entschließungsantrag mit der Forderung ein, bei künftigen Großveranstaltungen im Sport die Sicherheit und Würde der Verkehrs- und Tourismusbeschäftigten sicherzustellen, anders als es bei der letzten Fußball-Weltmeisterschaft in Katar der Fall war.

Wahlen und Genehmigung des Arbeitsplans 
Die Delegierten verabschiedeten einen neuen Arbeitsplan einschließlich Änderungen der Aufgabenbereiche zur Angleichung an andere ITF-Sektionen. David Massiah wurde im Amt des Vorsitzenden bestätigt. Asuka Shimizu (Japan) und Carmen Donate (Spanien) wurden zu stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Praveena Singh (Indien) wurde zur Frauenvertreterin ernannt.

In seinen Schlussworten rief Massiah zu Einigkeit und zur Verfolgung ehrgeiziger Ziele auf. “Wir müssen stärker werden, unseren Einfluss vergrößern und uns einen Platz am Tisch sichern, wenn es um wesentliche Entscheidungen geht,” mahnte er.

Die Sektionskonferenz Fremdenverkehrsdienste bekräftigte die Bestrebungen der ITF, sich zu einer führenden und respektierten Kraft in der Branche zu entwickeln, sich auf globaler Ebene einen Platz am Entscheidungstisch zu sichern und dafür zu sorgen, dass die Stimmen der Beschäftigten Gehör finden und ihre Rechte geschützt werden.

Quelle: Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF)

ITF