18. November 2024

Türkei: Deutscher Konzern sichert sich abgebranntes Waldgebiet

Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:

Präsident Erdoğan hat das durch die Brände von 2021 zerstörte Waldgebiet in der Provinz Muğla-Bodrum dem deutschen Windkraftunternehmen Enercon zur Nutzung zugesprochen, obwohl er zuvor erklärt hatte, die betroffenen Flächen wieder aufzuforsten. „Es ist unsere Pflicht, an jedem verbrannten Ort Bäume zu pflanzen.“ versprach Erdoğan damals. Doch die Aussicht auf frisches Kapital lässt alle Versprechen verpuffen. Der eigentliche Skandal: Laut Artikel 169 der türkischen Verfassung dürfen verbrannte Waldflächen nicht anderweitig genutzt werden, sondern müssen wieder aufgeforstet werden. Die zuständigen Behörden enteigneten jedoch kurzerhand rund 400.000 Quadratmeter Wald- und Ackerland in der Region und übertrugen es dem deutschen Energiemonopolisten Enercon für den Bau eines Windparks, was den Unmut der Dorfbewohner hervorrief, die Teile ihres Ackerlandes verloren. Trotz laufender Rechtsstreitigkeiten wurde die Enteignung zügig durchgeführt, so dass die Arbeiten von Enercon ohne Verzögerung beginnen können.

Enercon plant den Bau von 23 Windkraftanlagen und umfangreiche Erdarbeiten, bei denen täglich mehr als acht Tonnen Erdaushub, insgesamt 1,4 Millionen Kubikmeter, anfallen werden. Es wird geschätzt, dass bei dem Projekt mindestens 40,6 Kilogramm Gift- und Sondermüll pro Person und Jahr anfallen werden. Das weltweit tätige Unternehmen ist mit einem Marktanteil von 10,1 Prozent der drittgrößte Anbieter im Windenergiesektor. Der deutsche Konzern wird in der Region das „Artura Wind Power Plant“ bauen. Enercon hat Niederlassungen in Kanada, Kolumbien, Brasilien, Uruguay, Chile, Irland, Türkei, Spanien, Portugal, Belgien, Luxemburg, Polen, Griechenland, Finnland, Schweden, Norwegen und Vietnam.

Die Region Muğla ist bekannt für Landwirtschaft und Tourismus, weshalb die Bewohner der Region den Verlust ihrer Lebensgrundlage befürchten. Sie vermuten, dass die Enteignung ein Vorwand ist, um sie langfristig aus der Region zu vertreiben, denn es kursieren auch Gerüchte, dass ein belgischer Konzern in der Region 350.000 Wohneinheiten bauen soll.

Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben

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