21. November 2024

Leobersdorf: Gewerbepark auf Areal des zweitgrößten Frauen-Konzentrationslagers geplant

Übernommen von Zeitung der Arbeit:

Baden. In Leobersdorf, Bezirk Baden, plant eine Wiener Firma den Bau eines Gewerbeparks – ausgerechnet auf dem Areal des zweitgrößten Frauen-Konzentrationslagers in Österreich. Eine Wiese, die auf 81.000 Quadratmetern am Ortsrand liegt, soll schon bald mit Gewerbehallen bebaut werden. Was einst Ort des Leidens und der Massakrierung hunderter Frauen war, soll nun wirtschaftlichen Interessen weichen.

In der Zeit des NS-Faschismus wurden hier Frauen zur Zwangsarbeit in der Munitionsfabrik gezwungen. Zwischen Mitte 1943 und Anfang 1945 starben laut dem Lokalhistoriker Erich Strobl von der Initiative „Gedenken KZ Hirtenberg“ fast 200 Menschen in diesem Lager – darunter auch 59 Kinder. Heute erinnert jedoch nichts mehr an die Stacheldrahtzäune, Baracken und das Leid der Gefangenen.

Laut Recherchen der ORF-Sendung „Report“ sowie der Wochenzeitung „Falter“ und der „Wiener Zeitung“ ist der Fall jedoch nicht nur ein geschichtsträchtiger Skandal, sondern auch ein Beispiel für dubiose Geschäftspraktiken. Das Grundstück gehörte bis vor Kurzem der Immobilienfirma des Bürgermeisters von Leobersdorf, Andreas Ramharter. Dieser verkaufte es an den aktuellen Investor, während der Gemeinderat die Umwidmung von öffentlichem zu privatem Bauland beschloss – eine Umwidmung, die erst die wirtschaftliche Verwertung ermöglichte. Ramharters Firma erhielt laut den Recherchen eine „Kaufpreisbesserung“ in Höhe von mehr als einer Million Euro.

Das Bundesdenkmalamt hat erklärt, dass es keine rechtliche Grundlage für einen Schutzstatus des Geländes gebe. Unter der Erde befänden sich zwar noch Fundamente und vereinzelt Alltagsutensilien, doch dies sei nicht ausreichend, um das Areal als Denkmal zu sichern.

Der Boden von Leobersdorf ist durch die Gräueltaten des NS-Regimes belastet, und dennoch wird diese Bedeutung beiseitegeschoben, um wirtschaftliche Verwertungsinteressen durchzusetzen.

Quelle: ORF

Quelle: Zeitung der Arbeit

Zeitung der Arbeit