30. November 2024

Umsichtiger Truppenführer

Übernommen von Unsere Zeit:

Die VR China ist auf dem besten Weg, die größte Volkswirtschaft der Welt zu werden. Das ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass die Volksrepublik mit 1,422 Milliarden Einwohnern knapp hinter Indien das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde ist. Seit dem Sieg über die japanischen Aggressoren, der Vertreibung der Nationalisten der Guomindang sowie der anschließenden Gründung der VR China am 1. Oktober 1949 haben die KP Chinas und die Regierung des Landes konsequent einen Weg eingeschlagen, der sie technologisch, industriell und sozial an die Spitze führen soll – und damit zum Sozialismus. Wurde der Kampf bis 1949 vor allem militärisch geführt, konzentrierten sich Staat und Partei danach vor allem darauf, aus einem rückständigen, zerrissenen, wenig alphabetisierten Land ein modernes Industrieland zu machen. Nicht ohne Rückschläge und Irrwege.

Bis weit in die 1970er Jahre bestimmten die Funktionäre der ersten Stunden die Geschicke von Partei und Staat. Abgesehen von Mao Zedong oder Zhou Enlai wissen wir oft nur wenig über die Menschen, die diese Arbeite geleistet haben.

Einer der Kämpfer der ersten Stunde, der später zu einem bedeutenden Militärführer der chinesischen Revolution wurde, war Peng Dehuei. Er wurde am 24. Oktober 1898 in Xiantang, in der Provinz Hunnan, als einer von vier Söhnen einer Bauernfamilie geboren. Die Schule konnte er nur rund zwei Jahre besuchen. Um aus dem Elend herauszukommen, schloss er sich mit 18 Jahren der Militärabteilung eines örtlichen Warlords an. China hatte zwar mit der bürgerlichen Xinhai-Revolution 1911 die Herrschaft des Kaisertums beendet, war aber über Jahrzehnte hinweg durch Kriege mit imperialistischen Staaten und innere Zwistigkeiten ohne zentrale staatliche Macht. Dieses Machtvakuum machten sich örtliche Großgrundbesitzer zu Nutze, die sich eigene Militärkräfte hielten, um ihre Macht zu erhalten beziehungsweise zu erweitern. Solch einer Truppe schloss sich Peng an, und machte schon dort auf sein militärisches Talent aufmerksam. Sein Boss ließ ihn zum Zugführer ausbilden, was auch eine Erweiterung seiner Schulbildung mit sich brachte. Anfang der 20er Jahre kam er mit den Ideen Sun Yat Sens, dem theoretischen Kopf der Guomindang, in Berührung. Er wechselte zu den Guomindang-Truppen und wurde dort Offizier und Kompanieführer. 1926 nahm er an der „Nordkampagne“ teil. Sie sollte dazu dienen, die Macht der lokalen Warlords zurückzudrängen und China wieder zu vereinen. In dieser Zeit kam Peng mit kommunistischem Gedankengut in Kontakt und erkannte, dass die Guomindang letztendlich nur eine neue Macht von Ausbeutern gegen die armen Massen war. Das war auch eine Folge der Tatsache, dass Chiang Kai-shek als Militärchef immer mehr Macht in der Guomindang gewann, die er dazu nutzte, gegen alle Formen sozialistischer und kommunistischer Betätigung brutal vorzugehen.

General Peng Dehuai - Umsichtiger Truppenführer - Peng Dehuei, VR China - Blog
Peng Dehuei (Foto: 中文:《新华社》记者 郑景康 / public domain)

So wechselte Peng schließlich zu den Kommunisten und wurde 1928 Mitglied der KP Chinas. Die chinesischen Kommunisten setzten sich damals schon seit einiger Zeit auch mit militärischen Mitteln gegen alle Angriffe der alten feudalen Kräfte sowie der Guomindang zur Wehr. Zu Beginn der 1920er Jahre gab es hier und da noch eine Zusammenarbeit mit linken Kräften in der Guomindang. 1927 zerbrachen die Bündnisse endgültig. Es kam etwa in Shanghai zu einem großen Massaker, das zum Aufstand von Nanchang am 1. August 1927 führte. Der wurde brutal niedergeschlagen. Seither gilt aber der 1. August als Gründungstag der chinesischen Volksbefreiungsarmee (VBA). Das spiegelt sich in ihrem Symbol, dem roten Stern, wider, in dem die chinesischen Schriftzeichen 八 (8, für den achten Monat) und 一 (1, für den ersten Tag im Monat) enthalten sind.

Peng gewann schnell das Vertrauen von Mao Zedong und Zhu De, und bekam verantwortungsvolle Aufgaben innerhalb des Militärapparats übertragen. Er nahm am Langen Marsch und an vielen Operationen im Rahmen des Befreiungskrieges gegen die japanische Besetzung teil und zeigte sich als umsichtiger und kluger Truppenführer.

Nach dem Sieg über die Japaner ging der Kampf gegen die reaktionären bürgerlichen Kräfte im Land weiter. Peng Dehuei befehligte schließlich die Truppen in der entscheidenden Schlacht 1949 gegen die Guomindang, die zum Gesamtsieg der Volkskräfte und zur Proklamation der VR China am 1. Oktober 1949 führte.

1951 kam es in Korea zum Ausbruch eines Krieges zwischen dem Volksdemokratischen Norden und den reaktionären Kräften im Süden. Dem waren monatelang kleinere Scharmützel auf der Demarkationslinie zwischen beiden vorausgegangen. Nach anfänglichen Erfolgen des Nordens stiegen die USA in den Konflikt ein und ließen sich dafür sogar ein UN-Mandat ausstellen. Die damaligen Verantwortlichen hofften, die VR China gleich mit erledigen zu können. Es gab sogar den Vorschlag, Atombomben auf China abzuwerfen. In der Volksrepublik drängten einige dazu, den nordkoreanischen Streitkräften zu helfen. Auch, um zu verhindern, dass der Krieg nach China hineingetragen wird. Unter jenen, die sich für ein militärisches Eingreifen einsetzten, war Peng Duhei. Ihm wurde der Oberbefehl über die chinesischen Freiwilligeneinheiten übertragen. Er befehligte sie bis zum Waffenstillstand 1953.

Im Jahr darauf wurde in der VR China ein Verteidigungsministerium eingerichtet, und Peng wurde dessen erster Minister. In der folgenden Zeit wollte er die VBA professionalisieren, und drängte auf einen Umbau nach sowjetischem Vorbild. Gute Ausbildung und technologisch hochwertige Ausrüstung sollten mehr Gewicht als politische Maßnahmen erhalten. Mit diesen Forderungen machte sich Peng keine Freunde. Als er Ende der 1950er Jahre auch noch die Maßnahmen des „Großen Sprungs“ und damit Mao direkt kritisierte, wurde er aus seinen staatlichen Ämtern entlassen.

In der Zeit der Kulturrevolution in den 1960er Jahren wurde er mehrfach eingesperrt, von den Roten Garden durch die Straßen getrieben und verbannt. Treibende Kraft hinter der Verfolgung Pens war zu jener Zeit Maos vierte Frau Jian Qing, die sich mit einigen Verbündeten mittels der sogenannten Kulturrevolution an die Macht bringen wollte. Peng starb am 29. November 1974 in Haft, seines angeschlagenen Gesundheitszustandes wegen.

Seine Idee, aus der VBA eine moderne, technologisch gut gerüstete und disziplinierte Armee zur Verteidigung der Volksrepublik zu machen, wurde erst ab den 1980er Jahren umgesetzt. Sie ist das Erbe Peng Duheis.

Quelle: Unsere Zeit

UZ - Unsere Zeit