Die Polizei, falscher Freund und Influencer
Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:
Seit nun mehr als 24 Stunden verharrt der Anwalt Edoardo Tiberi vor dem Polizeirevier zu Clerf. Hier war er mit seinem Mandanten angetreten, damit Letzterem ein Strafbescheid in Höhe von 200 Euro ausgehändigt werden könne. (siehe Zeitung vom 11. Dezember)
Es stellte sich, nicht nur zum Nachteil des Mandanten, heraus, dass die Befürchtungen, von der Polizei verhaftet zu werden, berechtigt waren. Der mit höchst fragwürdigen Methoden manipulierte Anwalt stand somit – im wahrsten Sinne des Wortes – mit heruntergelassenen Hosen vor eben seinem Mandanten, der den berechtigten Verdacht haben dürfte, vom Anwalt ausgeliefert worden zu sein.
Eine einvernehmliche Lösung war im Anschluss nicht mehr möglich, weshalb Edoardo Tiberi erst mit dem Hungerstreik drohte und diesen nun in die Tat umgesetzt hat. Natürlich wurden die »Dienststellen« von der Entscheidung des Anwalts informiert und es darf bestätigt werden, dass dieser keinen Anfeindungen ausgesetzt ist. Er darf sich wärmen, hat auch etwas zum Trinken und Essen angeboten bekommen, wobei ja Letzteres abgelehnt werden muss.
Was den administrativen Teil des Vorfalls betrifft, so hat die Staatsanwaltschaft erwartungsgemäß verlauten lassen: »Wegen eines Hungerstreiks haben wir noch niemanden aus dem Gefängnis entlassen.« Zum Vorwurf der Manipulation und am Ende die damit einhergehende Rufschädigung des Anwalts scheint die Staatsanwaltschaft noch nach den richtigen Worten zu suchen.
Für Anwalt Tiberi jedenfalls ist der Vorwurf der Rufschädigung berechtigt. Er erklärt auf Nachfrage, dass er das Mandat abgelegt habe, es ihm angesichts der Art und Weise, wie die Polizei hier agiert habe, nicht mehr möglich sei, eine Vertrauensbasis mit seinem Mandanten aufrechtzuerhalten. Es wird sich zudem sehr schnell herumsprechen, dass Anwalt Tiberi die Verhaftung nicht verhindern konnte…
Eine derartige Bloßstellung geht zudem weit über den wirtschaftlichen und sozialen Schaden hinaus. Es stellt die Unabhängigkeit der Anwälte generell in Frage. Dass die Anwaltskammer, der dieser Fall ja auch zu Ohren gekommen sein muss, derzeit noch schweigt, ist ebenfalls bedenklich. Sollte diese derartige Methoden nicht verurteilen, könnten derartige Manipulationen institutionalisiert werden.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek