2. Januar 2025

»Historische Wende« nun auch im Tschad und im Senegal

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Der Tschad, der letzte verbliebene Verbündete Frankreichs im Sahel, kündigt sein Militärabkommen mit der ehemaligen Kolonialmacht auf. 66 Jahre nach der Ausrufung der Republik Tschad sei es für das zentralafrikanische Land an der Zeit, sich »voll und ganz zu seiner Souveränität zu bekennen und seine strategischen Partnerschaften anhand seiner nationalen Prioritäten neu zu definieren«.

Das teilte der tschadische Außenminister Abderaman Koulamallah am 28. November im Onlinedienst Facebook mit. Die Entscheidung der Regierung in N’Djamena markiere nicht weniger als eine »historische Wende«, schrieb der Außenminister in seinem Posting.

Pikanterweise erfolgte die Mitteilung nur wenige Stunden nach einem Treffen von Präsident Idriss Déby mit dem französischen Noch-Außenminister Jean-Noël Barrot in der tschadischen Hauptstadt. Paris müsse zur Kenntnis nehmen, so Koulamallah nach dem Treffen mit Barrot, daß seine einstige Kolonie »groß und reif geworden ist«, »ein souveränes Land und sehr auf seine Souveränität bedacht«.

Für Frankreich ist die Entscheidung ein schwerer Schlag. Erwartet wird, daß das den baldigen Abzug der bislang noch rund 1.000 französischen Soldaten aus dem Tschad bedeuten wird.

Hinzu kommt, daß am selben Tag auch Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye in gleich mehreren Interviews mit französischen Medien sagte, auch die noch rund 350 in dem westafrikanischen Küstenstaat verbliebenen französischen Soldaten müßten mittelfristig abgezogen werden.

Der Senegal wolle künftig »mit so vielen Ländern wie möglich Partnerschaften pflegen«, betonte auch Präsident Faye, und daß für eine wirtschaftliche und sonstwie friedliche Zusammenarbeit – zum Beispiel im Kultur- und Wissenschaftsbereich – nunmal »keine französischen Militärbasen« in seinem Land von Nöten seien. Umgekehrt seien senegalesische Militärbasen in Frankreich »ja auch nicht denkbar«.

Wir merken: In N’Djamena und Dakar ist der Tonfall gegenüber der ehemaligen Kolonialmacht deutlich selbstbewußter geworden, auch wenn beide Regierungen – zumindest bis jetzt – keinen vollständigen Bruch mit Frankreich nach dem aktuellen Vorbild Malis, Nigers und Burkina Fasos anstreben.

Dort wurde Frankreichs postkoloniale Dominanz von Militärs in Putschen gebrochen, die dann vor gut einem Jahr die Alliance des États du Sahel (AES) ins Leben gerufen haben, um mit militärischer Hilfe Rußlands nach umfassender Eigenständigkeit ihrer Länder zu streben. Der Tschad grenzt im Osten, der Senegal im Westen an die Ländergruppe an.

In der nigrischen Hauptstadt Niamey fand kürzlich eine antiimperialistische Konferenz statt, zu der hunderte Vertreter politischer und gewerkschaftlicher Organisationen angereist waren, um den Regierungen der AES angesichts anhaltender Subversions- und Umsturzversuche Frankreichs den Rücken zu stärken. Heute erhalte man »keine Anweisungen aus Paris« mehr, erklärte dort der Generalsekretär der ORDN (Organisation révolutionnaire pour une démocratie nouvelle) aus Niger, Mamane Sani Adamou: »Wir entscheiden selbst.«

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

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