5. Januar 2025

Protest an der Marburger Uni

Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:

Mit über 300 Studierenden der Philipps-Universität in Marburg hat am 9. Dezember ein Bildungsprotest gegen die geplanten Sparmaßnahmen des Landes Hessen stattgefunden. Denn es zeigt sich immer deutlicher: Die Lage an der Uni lässt den Studis in Marburg keine andere Wahl mehr!

Nicht nur stürzte vor einem Jahr die Decke einer der Hörsäle in Marburg ein, sondern mittlerweile befindet sich in der Universitätsstadt auch die teuerste Mensa Deutschlands. Auch der ohnehin schon viel zu teure Semesterbeitrag von 403,10€ soll bereits im kommenden Semester weiter erhöht werden. Dieser setzt sich mitunter aus einer Verwaltungsgebühr von 50€ zusammen – doch wohin diese genau fließt, bleibt seitens der Uni nach wie vor intransparent. In Marburg zeigt sich immer stärker, wie unterfinanziert die Uni ist: viele weitere der Lehrgebäude in Marburg sind einsturzgefährdet und teilweise wird dort sogar Asbest freigesetzt. Es wird immer deutlicher, wie Profite vor Menschenleben gestellt werden. All das, während sich die Studierenden mittlerweile selbst das WG-Zimmer kaum noch leisten können und Wohnen unbezahlbar geworden ist. Auch auf eine Unterstützung durch eine BAföG Förderung ist längst kein Verlass mehr und auf Wohnheimplätze kann man hier in Marburg, so wie in den meisten anderen Universitätsstädten auch, wortwörtlich lange warten.

Um auf all diese Missstände aufmerksam zu machen, haben die Studierenden in Marburg gesehen, wie notwendig es aktuell ist, sich mit den Kommilitonen zusammenzuschließen, in Gespräche über diese Missstände zu kommen, Erfahrungen auszutauschen und sich an der Uni gemeinsam zu organisieren. Dabei hat der Internationale Jugendverein in Marburg unter dem Motto „Strike back- Wir holen uns die Uni zurück!“ eine Kampagne ins Leben gerufen, die den Fokus auf die steigenden Semesterbeiträge, die Mensapreise und die Unterfinanzierung der Uni setzt. In der Kampagne wird aufgezeigt, dass man all diese Einschnitte in unser Leben und unsere Lehre nicht unabhängig davon betrachten kann, dass gleichzeitig immer mehr in Kriege investiert wird und massenweise Beschäftigte entlassen werden. Vielmehr sind es genau diese Widersprüche, die aufzeigen müssen, wie diese Kürzungen auf unserem Nacken durchgesetzt werden, damit Konzerne weiter Profite machen können und die Bundesregierung Geld für Steuererleichterungen und Subventionen für Unternehmen locker macht, anstatt für uns. Die Kürzungen im Bildungsbereich und die Unterfinanzierung der Uni führen in Marburg soweit, dass sie sich über Drittmittel finanzieren muss, die vorhandene Zivilklausel dadurch schlichtweg ignoriert wird und die Bundeswehr in den Ersti-Tüten Werbung macht. All das steht dem Interesse der Jugend und dem Einstehen nach Frieden entgegen, denn Bildung und Wissenschaft müssen Lösungen für wichtige gesellschaftliche Fragen finden und für Frieden forschen – und nicht für die Interessen der Rüstungskonzerne!

In Hessen zeigt sich diese katastrophale Lage aktuell deutlich: Im Nachtragshaushalt für das Jahr 2024 wurden 34 Millionen Euro Sparmaßnahmen durchgesetzt und die Verhandlungen für den Hochschulpakt 2026-2030 laufen zur Zeit. Geplant sind noch höhere Einsparungen, die unter anderem zu Stellenstreichungen, Gefährdung der Studienangebote und teilweise ganzer Fachbereiche führen würden. Durch Anträge der Fachschaften und der Fachschaftskonferenz in Marburg wurde aufgrund dessen im Uni Senat der Bildungsnotstand ausgerufen und am 9. Dezember zum Bildungsprotest aufgerufen. Gemeinsam mit vielen Organisationen, Fachschaften und Hochschulgruppen, konnte sich daher ein Bündnis gründen, um über diese Themen in den Austausch zu kommen und die Widersprüche aufzuzeigen. All das zeigt uns, wie zentral es ist, diese Kämpfe an der Universität zu organisieren.

Der Bildungsprotest in Marburg markiert nur einen Anfang, denn das Einstehen für die Interessen der Studierenden, kann mit dem Bildungsprotest nicht enden. Die Forderungen der Studierenden müssen weiter in die Hörsäle, Seminare und in die Mensapausen getragen werden, denn für die lernende und arbeitende Jugend spitzt sich die Lage immer weiter zu – davor kann niemand mehr länger wegsehen.

Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben

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