Die Hölle im Paradies
Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:
Tausende Häuser verbrannt, Zehntausende Menschen obdachlos, Versorgung mit Wasser und Strom weitgehend unterbrochen, Kommunikation zusammengebrochen, mindestens zwei Dutzend Tote, ganze Gebiete abgesperrt, Wucherpreise bei Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs, Plünderungen… Das sind Meldungen über eine Brandkatastrophe, die nicht etwa aus einer abgelegenen Inselgruppe oder einem der am wenigsten entwickelten Länder der Welt seit Tagen die Schlagzeilen bestimmen.
Diese Meldungen kommen aus einem Land, das sich seit Jahrzehnten anmaßt, mindestens der halben Welt zu erklären, auf welche Art die Menschen zu leben haben, aus einem Land, das in so ziemlich allen Teilen der Welt Militärstützpunkte unterhält und sein Militär in Dutzenden Fällen zur Durchsetzung von Interessen seiner Oberschicht eingesetzt hat. Ein Land, das über mehrere tausend einsatzbereite Atomwaffen verfügt und immer neue abenteuerliche Unternehmungen anstellt, um auch im Weltraum eine dominierende Position einzunehmen.
Es brennt in den USA, und die verheerenden Feuer sind auch nach Tagen nicht unter Kontrolle zu bringen. Es brennt nicht etwa irgendwo im weniger besiedelten Mittleren Westen. Es brennt in einer der Metropolen der USA. Los Angeles, bekannt durch luxuriöse Einkaufsmeilen, durch Hollywood, durch Malibu, wo sich Promis, Stars und Sternchen ihr persönliches Paradies eingerichtet haben.
Schnell waren Kommentatoren dabei, die Katastrophe dem Klimawandel zuzuschreiben. Gewiß, das Klima hat sich erwärmt, und die durchschnittlichen Temperaturen werden auch weiter ansteigen – nicht zuletzt durch den verantwortungslosen Umgang mit den natürlichen Ressourcen ausgerechnet in jenem Teil der USA, durch die gnadenlose und umweltschädigende Förderung von Frackinggas, durch die anscheinend nicht aufzuhaltenden militärischen Aktionen, durch Kriegseinsätze, die von den USA geführt oder von ihnen – im wahrsten Sinne des Wortes – befeuert werden, und nicht zuletzt durch die Transporte von Waffen und Munition um den halben Planeten, um die Kriege und die Androhung von Kriegen am Lodern zu halten.
Es ist ein offenes Geheimnis, daß die Infrastruktur der USA in weiten Teilen völlig marode ist. Die von Naturkatastrophen wie Hurrikans, durch plötzliche Wintereinbrüche oder extreme Hitzeperioden angerichteten Schäden sind im Verhältnis zumeist größer als in anderen Ländern, selbst größer als im benachbarten Kuba, das im Interesse des Lebens der Menschen ein wesentlich besseres Warn- und Schutzsystem aufgebaut hat – trotz der erdrückenden Blockade durch die USA.
Nein, die Verheerungen durch die kalifornischen Feuer sind nicht in erster Linie dem Klima anzulasten, sie sind zum großen Teil eine Folge des menschenverachtenden Profitstrebens, der Sparmaßnahmen in so ziemlich allen Bereichen des öffentlichen Lebens, und eben auch beim Brand- und Katastrophenschutz.
Die Schäden der Feuer in Kalifornien werden bisher auf mindestens 250 Milliarden Dollar geschätzt. Nach offiziellen Angaben verpulvern die USA etwa 1.000 Milliarden für das Militär, allein die Kosten für Waffenlieferungen an die Ukraine summieren sich auf mindestens 60 Milliarden. Der Rotstift sollte also an anderen Stellen angesetzt werden statt beim Schutz des Lebens der eigenen Bevölkerung.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek