Ein Ausblick auf das Jahr 2025
Für Antifaschisten aller Generationen bringt das Jahr 2025 nicht nur große Herausforderungen, sondern auch Möglichkeiten, die politischen Inhalte einer breiteren Öffentlich zu präsentieren. Im Mittelpunkt der Aktivitäten des ersten halben Jahres stehen in allen Ländern öffentliche Veranstaltungen zu den Jahrestagen der Befreiung und des Sieges der Anti-Hitler-Koalition über den Nazifaschismus in Europa. Zwar liegt es nunmehr 80 Jahre zurück. Es ist und bleibt ein welthistorisches Ereignis, das bis heute geschichtspolitisch umkämpft ist.
Die Antifaschisten in den verschiedenen europäischen Ländern erleben es alltäglich und wehren sich gegen Versuche, die Erinnerung an die Frauen und Männer aus dem Widerstand, an die militärische Befreiung und die Befreier aus politischen Gründen zu verdrängen und verfälschen. Kürzlich konnte man in der französischen Zeitung Le Monde lesen, wie in westeuropäischen Staaten die Leistung der sowjetischen Streitkräfte, die die Hauptlast in der militärischen Zerschlagung der faschistischen Expansionskräfte trug, nicht nur nicht gewürdigt, sondern aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wird. Wenn wir in diesem Jahr an die Befreiung und den Tag des Sieges erinnern, dann ist es die Aufgabe aller Mitgliedsverbände der FIR und anderer Antifaschisten, sich gegen solche Form von Geschichtsrevision zu wehren.
Die antifaschistischen und Veteranenverbände werden ihren Beitrag dazu leisten, dass das Vermächtnis der Überlebenden, der Frauen und Männer aus dem Widerstand lebendig bleibt und an die heutigen Generationen weitergegeben werden kann. Die FIR und das War Heritage Institute (Belgien) werden gemeinsam mit den Mitgliedsverbänden mit dem Internationalen Jugendtreffen im April 2025 in der Gedenkstätte Buchenwald hierzu einen sichtbaren Beitrag leisten.
Auch sollte daran erinnert werden, dass mit dem Sieg der Anti Hitler-Koalition am 8. Mai 1945 der Kampf gegen die faschistische Gefahr nicht vorbei war, sondern noch bis Anfang September der Kampf gegen die japanische Okkupation militärisch ausgefochten wurde. Es wird sich an beiden Gedenkterminen erweisen, in welcher Form die heutigen hegemonialen Kräfte des Westens, die Europäische Union und die USA, bereit sind, sich auf die historischen Tatsachen einzulassen und das antifaschistische Vermächtnis ernsthaft wahrzunehmen.
Die gemeinsame Losung des Jahres 1945 lautete „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ Wenn man jedoch erlebt, wie die Europäische Kommission unter Ursula von der Leyen mit der faschistischen Regierung in Italien und anderen extremen Rechten liebäugelt, oder der Präsidentenberater von Donald Trump, Elon Musk, öffentlich zur Wahl einer faschistischen Partei in der BRD aufruft, dann kann die Losung „Nie wieder Faschismus!“ nicht von den Regierenden, sondern nur von der Zivilgesellschaft mit seinen unterschiedlichen Trägern umgesetzt werden.
Gleiches gilt für die Losung „Nie wieder Krieg!“. Bei allen unterschiedlichen Einschätzung zum Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten ist jedoch für alle Antifaschisten deutlich, dass die imperialen Hauptmächte bis heute keinen Schritt unternehmen, um einen Waffenstillstand in der Ukraine oder im Gaza und in der Westbank – im Interesse der Menschen in diesen Regionen – durchzusetzen. Mehr noch, die einzige Antwort, die wir im vergangenen Jahr gehört haben, lautete „weitere Waffenlieferungen“ in die Ukraine und „Stillschweigen“ gegenüber der tausendfachen Tötung palästinensischer Zivilisten und Zerstörung ihrer Infrastruktur, sowie der militärischen Expansion in Richtung Libanon und auf syrisches Territorium. Für Antifaschisten, die die Losung „Nie wieder Krieg!“ ernst nehmen, kann dies keine Perspektive sein.
Wir haben in den vergangenen Jahren mehrfach schmerzlich erleben müssen, dass die Regierenden dem Anliegen der Überlebenden sehr widersprüchlich gegenüber getreten sind. Immer wieder erfahren wir, dass staatliche Hilfen für die Arbeit der antifaschistischen Verbände gekürzt oder gar komplett gestrichen wurden. Daher benötigen wir in diesen Kämpfen die Unterstützung von Kräften der Zivilgesellschaft, Gewerkschaften, Sozialverbände, Kirchen, Migrantenorganisationen und Jugendverbände. Dieses Netzwerk ist es, das Antifaschismus für heute und morgen lebendig hält.