Rosa-Luxemburg-Konferenz mit 3000 Teilnehmer*innen in Berlin
In Berlin beginnt in diesen Minuten die von der Tageszeitung junge Welt organisierte 30. Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz. Erwartet werden mehr als 3000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die Veranstaltung ist komplett ausverkauft.
Der Konferenztitel »Das letzte Gefecht – Wie gefährlich ist der Imperialismus im Niedergang?« erinnert an die Zeilen »Auf zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht« aus der weltbekannten Hymne von 1871. Doch während die darin beschworene Revolution zur Befreiung der Arbeiterschaft und zur Errichtung des Sozialismus hierzulande nicht absehbar ist, werden wir im Weltmaßstab Zeugen des Aufstiegs des globalen Südens, allen voran der Volksrepublik China. Die multipolare Weltordnung eröffnet Chancen zur Abschüttelung neokolonialer Fesseln und politischer Abhängigkeiten. Unsere Referentinnen und Referenten zeigen aber auch auf, dass die Herrschenden in den imperialistischen Zentren den Verlust von Macht und Privilegien nicht kampflos hinnehmen, sondern auch auf die faschistische Karte setzen und der US-geführte westliche Block zum großen Krieg rüstet. Ein dritter Weltkrieg aber könnte zum »letzten Gefecht« der Menschheit werden.
Eröffnet wurde die Konferenz vom Hannes-Zerbe-Orchester mit furiosen Jazzklängen, die vom Veranstaltungsort, einer alten Eisengießerei, inspiriert wurden. Bei ihrer Begrüßung warnte Moderatorin Gina Pietsch vor der wachsenden Kriegsgefahr – der Kampf für den Frieden wird ein roter Faden sein, der sich auch durch die weiteren Beiträge des Tages zieht.
Die irische Sozialistin und ehemalige EU-Abgeordnete Clare Daly hielt als erste Rednerin eine flammende Anklage gegen die Barbarei von Imperialismus und Kolonialismus. Die herrschende Klasse setze alles daran, diese Welt zu zerstören. Die EU spiele dabei eine zentrale Rolle und habe sich vollkommen den US-Interessen unterworfen, so Daly. Palästina sei ein »Testfall für die Menschheit«, so Daly, die deutlich macht, »niemand kommt, um uns zu retten«. Es liege an der weltweiten Arbeiterklasse, den Kampf gegen Krieg und Militarisierung aufzunehmen. »Wir sind die einzigen Erben von Luxemburg und Liebknecht«, endete Daly.
Anschließend sprach der Journalist Kwesi Pratt aus Ghana über den Verlust von Hegemonie und Unipolarität des Westens an den Beispielen Afrika und Nahost. Der Vortrag musste per Videobotschaft erfolgen, da Pratt wie auch der türkische Oppositionelle und Politikwissenschaftler Yücel Demirer kein Visum zur Teilnahme an der Konferenz erhalten hatte.
»Es ist ein Unding, dass internationale Gäste, insbesondere aus dem Trikont, immer größere Schwierigkeiten haben, ein Visum für den Auftritt auf der Rosa-Luxemburg-Konferenz zu erhalten«, beklagte Sebastian Carlens, Leiter des Verlags 8. Mai GmbH, in dem die junge Welt erscheint. »Eine Videoschalte ist nur eine Notlösung. Gleichzeitig freuen wir uns, Tausende Gäste im Saal sowie Zehntausende im Livestream begrüßen zu dürfen. Es warten noch weitere Highlights im Programm, Zuschalten lohnt auch jetzt noch«, so Carlens.
Die Konferenz findet seit 1996 jeweils am zweiten Sonnabend im Januar in Berlin statt, am Vortag der Liebknecht-Luxemburg-Demonstration, bei der Zehntausende Menschen an die 1919 ermordeten Mitbegründer*innen der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) erinnern und zur Gedenkstätte der Sozialisten in Berlin-Friedrichsfelde ziehen. Schwerpunkt der Rosa-Luxemburg-Konferenz sind Vorträge und Diskussionen zuRosa-Luxemburg-Konferenz mit 3000 Teilnehmer*innen in Berlin Erfahrungen, Analysen und Aktivitäten linker Bewegungen und Parteien weltweit sowie der Austausch zu Entwicklungen und politischen Kämpfen in Deutschland.
Die Veranstaltung wird auf jungewelt.de live per Video übertragen. Auch RedGlobe Radio wird im Laufe des Tages immer wieder Beiträge direkt übertragen.
Quelle: jungewelt.de/rlk