6. Januar 2025

Unwort des Jahres: Krieg

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Diverse Medien befragten die Leute gegen Ende des Jahres nach dem Unwort des Jahres. Heraus kamen unterschiedlichste Begriffe, die jedoch die Übel unserer Zeit nicht einmal an der Oberfläche berührten. Das ist ganz offensichtlich eine Folge der gezielten Falschinformationen durch die Medien, die alles daran setzen, von den eigentlichen Problemen abzulenken.

Das betrifft auch die zahlreichen Bilanzen des vergangenen Jahres und Ansprachen zu Weihnachten und zum neuen Jahr. Premierminister Luc Frieden erwähnte den Kampf gegen die Armut, den Wohnungsbau und die Erhöhung der Kaufkraft – allesamt Bereiche, in den seine und die vorangegangenen Regierungen kläglich versagt haben. Zum Trost verwies er darauf, daß Luxemburg ein »Hort der Stabilität in Europa« sei, und das deshalb, weil »keines unserer drei Nachbarländer eine stabile Regierung« aufzuweisen habe. Wie armselig!

Zugleich beklagte der Premierminister die »schrecklichen Kriege im Nahen Osten und in der Ukraine«, ohne jedoch zu erwähnen, daß seine Regierung den Krieg in der Ukraine durch Lieferung von Geld und Waffen direkt unterstützt und den Krieg im Nahen Osten zumindest billigend in Kauf nimmt, indem sie nichts gegen Waffenlieferungen an den Aggressor Israel und für eine völkerrechtliche Anerkennung des Staates Palästina unternimmt.

Krieg – das ist das eigentliche Unwort des Jahres. Auch deshalb, weil das Wort »Frieden« immer seltener erwähnt wird und in den meisten Weihnachts- und Neujahrsbotschaften der Regierenden nicht vorkam. Eine rühmliche Ausnahme war wieder einmal Papst Franziskus, der vor Weihnachten auf dem Petersplatz in Rom dazu aufrief, die Waffen niederzulegen und Wege zur Herstellung von Frieden zu suchen. Aber das war den meisten Medien offenbar nicht genehm, so daß hierzulande die kommunistische Zeitung als einzige Tageszeitung darüber berichtete.

Zu Beginn des neuen Jahres deutet nichts auf eine Änderung hin. Im Gegenteil. In den Medien feiert man das Sperren der Gaslieferungen aus Rußland durch die Ukraine als »Niederlage für Moskau«. Und man zitiert den ukrainischen Statthalter der NATO, der sich beim künftigen USA-Präsidenten einzuschmeicheln versucht, indem er – im Einklang mit Trump – den Kauf von wesentlich mehr schmutzigem Frackinggas aus den USA fordert.

Gleichzeitig wird in den meisten Reden die weitere Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Rußland versprochen. Man will uns immer noch weismachen, daß angeblich ein militärischer Erfolg auf dem Schlachtfeld »Verhandlungspositionen« Kiews verbessern könnte – ungeachtet der Tatsache, daß es derartige militärische Erfolge nicht gibt, ungeachtet der Tatsache, daß tausende zwangsrekrutierte Ukrainer vor dem ersten Gefecht aus der Armee desertieren, und vor allem ungeachtet der Tatsache, daß der ukrainische Präsident höchstpersönlich Verhandlungen mit Moskau per Dekret verboten hat.

Den Preis für all diese Unvernunft zahlen wir alle, mit weiter steigenden Preisen für Energie und in fast allen Bereichen des Lebens. Und wir sollen widerstandslos zusehen, wenn Tausende sterben und zig Milliarden für Rüstung und Krieg verpulvert werden.

Es gibt nur einen Weg, diese Entwicklung umzukehren. Wir müssen »Frieden« nicht nur denken, sondern immer wieder immer wieder fordern. Auf daß »Frieden« im neuen Jahr zum Wort des Jahres werden möge.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek

ZLV