26. Januar 2025
Deutsche GeschichtePolenZLV

Vor 80 Jahren befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Am 27. Januar 2025 werden es 80 Jahre her sein, dass die Rote Armee die Konzentrationslager von Auschwitz befreite.

In der Woche bevor die sowjetischen Soldaten Auschwitz – der deutsche Name der polnischen Kleinstadt Oswiecim – Nach heftigen Kämpfen erreichten, hatten die SS-Truppen in einer einzigen Nacht noch mehr als 10.000 Häftlinge ermordet, die Gaskammern und Krematorien gesprengt und 58.000 Gefangene aus den Konzentrationslagern Auschwitz I, Auschwitz II, Monowitz, dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau, und vier Dutzend Außenlagern auf Todesmärschen nach Westen getrieben.

Die Häftlinge, die nicht durch Entkräftung oder Erfrierungen umkamen oder von der SS ermordet wurden, wurden in Konzentrationslager im Innern Hitlerdeutschlands transportiert.

In den Lagern fanden die sowjetischen Befreier noch 7.600 kranke, oft bis auf die Knochen abgemagerte Häftlinge vor, die von der SS noch vor Ort umgebracht werden sollten, was aber durch das rasche Vorrücken der sowjetischen Armee vereitelt wurde.

Die Befreier fanden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau aber auch 843.000 Herrenanzüge, 837.000 Damenmäntel und -kleider, 44.000 Paar Schuhe und 7,7 Tonnen menschliches Haar.

Fabrikmäßige Ermordung

An diesem Ort des Grauens hatten die Krematorien drei Jahre lang Tag und Nacht gebrannt. Von den Nazis Deportierte, hauptsächlich jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Luxemburg, den Niederlanden, Österreich, Polen Rumänien, der Sowjetunion, der Tschechoslowakei und Ungarn, wurden fabrikmäßig ermordet. Sie wurden Opfer der von den deutschen Faschisten rassistisch begründeten »Endlösung der Judenfrage«.

Die Zahl der Todesopfer wird allein im KZ Auschwitz auf 1,1 Millionen Männer, Frauen und Kinder geschätzt, davon eine Million Juden, aber auch 70.000 Polen, 21.000 Sinti und Roma, 14.000 sowjetische Kriegsgefangene.

Hunderttausende jüdische Sowjetbürger, polnische Bürger und deutsche Juden, die nach Osteuropa deportiert worden waren, wurden erst gar nicht in die Konzentrations- und Vernichtungslager überführt, sondern von Einsatzkommando der Waffen-SS, regulären Polizeieinheiten, Wehrmachtstruppen und bewaffneten Kollaborateuren der Nazis, wie etwa die Bandera-Faschisten in der Ukraine, bei Massenerschießungen umgebracht.

Eine genaue Opferzahl der Menschen, die in Auschwitz ermordet wurden, konnte nicht ermittelt werden, da mehr als 200.000 Kinder und hunderttausende Alte und andere als nicht arbeitsfähig geltende Häftlinge nicht registriert wurden, sondern noch am Tag ihrer Ankunft in den als Duschräumen getarnten Gaskammern vergast wurden und ihre Leichen anschließend in den Krematorien oder auf freier Fläche verbrannt wurden.

Bevor die Nazis die Gaskammern für den Massenmord in Betrieb nahmen, hatten sie das Blausäurepräparat »Zyklon B« Anfang September 1941 an sowjetischen Kriegsgefangenen »erfolgreich« getestet, wie der Lagerkommandant von Auschwitz-Birkenau zufrieden feststellte: »Auf mich wirkte die Vergasung beruhigend, da ja in absehbarer Zeit mit der Vernichtung der Juden begonnen werden musste.«

»Vernichtung durch Arbeit«

Wer nicht sofort ermordet wurde, musste Zwangsarbeit verrichten, oft elf bis 15 Stunden am Tag, so dass die Überlebenschancen angesichts der schweren Arbeiten, dürftigen Essensrationen und grassierenden Krankheiten und Epidemien gering waren. »Vernichtung durch Arbeit« lautete die Parole der Nazis.

Die Zwangsarbeiter waren in Lagern zusammengepfercht, die sich in unmittelbarer Nähe von Hüttenbetrieben, Gruben und Fabriken befanden. Sie mussten Kohle fördern, chemische Erzeugnisse produzieren und Rüstungsgüter herstellen. Sie waren billige Arbeitssklaven für deutsche Konzerne, die Hitler und den Faschismus an die Macht gebracht hatten, darunter der IG Farben Konzern, Produzent und Lieferant von »Zyklon B«.

»Unsere neue Freundschaft mit der SS wirkt sich sehr segensreich aus«, schrieb Dr. Otto Ambros, Vorstandsmitglied der I.G. Farben, am 12. April 1941 in einem Brief an den Direktor der I.G. Farben, Friedrich ter Meer.

Besagter Ambros bekleidete in den 1950er und 1960er Jahren, wie tausende weitere Kriegsverbrecher, die während der Nazi-Zeit hohe Posten in der Wirtschaft innegehabt hatten und denen der Faschismus zu Macht und Reichtum verhalf, Aufsichtsratsposten in westdeutschen Konzernen und gehörte zu den Beratern von Bundeskanzler Konrad Adenauer.

»Wir, die wir Auschwitz und Birkenau erlebten, die Menschentransporte in die Gaskammern gesehen haben, fordern im Namen der Toten, im Namen der Menschlichkeit: Die Mörder von Auschwitz, ihre Auftraggeber von der IG-Farben und alle an den Verbrechen Schuldigen müssen zur Rechenschaft gezogen werden!«, schrieb Alois Eisenhändler, ehemaliger Auschwitzhäftling, am 28. Januar 1965 in der »Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek«

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Der 27. Januar, Tag der Befreiung von Auschwitz, wurde im Jahr 2005 von der UNO zum Tag des »Gedenkens an die Opfer des Holocaust« erklärt. In Hitlerdeutschland, im besetzten Polen und im besetzten Frankreich gab es rund 1.000 Konzentrationslager und KZ-Nebenlager, sowie sieben Vernichtungslager. Sie dienten der Beseitigung politischer Gegner ab 1933, des rassistisch begründeten Völkermords an den Juden ab 1941/42 und der Ausbeutung von Millionen KZ-Häftlingen durch Zwangsarbeit.

Im August 1933 waren durch den kommunistischen Reichstagsabgeordneten Hans Beimler, der aus dem KZ geflohen war, in der Broschüre »Im Mörderlager Dachau« die unmenschlichen Zustände in einem KZ erstmals öffentlich gemacht worden.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek