26. Januar 2025
MedienZLV

Wo sind die Faktenchecker?

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Im westlichen »Werte«-Blätterwald erhob sich eine Welle der Empörung, als der Meta-Milliardär Zuckerberg in einem besonders tiefen Kotau vor dem neu gewählten USA-Präsidenten ankündigte, künftig die »Faktenchecks« in den »sozialen Medien« abzuschaffen, die ihm unfaßbaren Reichtum eingebracht haben. Dabei ging es unter dem Strich um nichts weiter, als daß man Trump uneingeschränkten Zugang zu diesen Kanälen anbietet, um auch dort seinen Gedankensprüngen jederzeit freien Raum zu lassen.

»Faktenchecks« sind in Mode gekommen, seitdem in den Medien, die die Landschaft des »Werte«-Westens beherrschen, immer mehr Lügen und halbe Wahrheiten verbreitet werden, mit dem einzigen Ziel, die immer unsinniger und gefährlicher werdende Politik zu verteidigen, die angeblich »regelbasiert« und noch dazu von »unseren Werten« geleitet wird. Da weder die »Regeln« noch die »Werte« wirklich definiert sind, gibt es hier also einen großen Spielraum, um alles zu verdammen oder zu verschweigen, was den herrschenden Kreisen nicht in den Kram paßt, und auch Behauptungen aufzustellen, ohne sie belegen zu müssen.

Es beginnt mit ganz simplen Begriffen wie »Europa« statt Europäische Union, oder »Amerika« statt USA. Hier kommt nichts anderes zum Ausdruck als Arroganz der (vermeintlichen) Macht und ein weit verbreiteter Alleinvertretungsanspruch. Die Tatsache, daß diese Begriffe seit Jahrzehnten im »normalen« Sprachgebrauch üblich sind, zeigt, daß man mit der Absicht, die Menschen vom eigenständigen Denken abzuhalten, schon sehr weit gekommen ist.

Wer »checkt« eigentlich die »Fakten«, die uns tagtäglich über den Krieg in der Ukraine zugemutet werden? Ist es tatsächlich so, daß in der Ukraine »unsere Freiheit verteidigt« wird? Ist es wahr, daß – wie die für die Außenpolitik der EU zuständige Kommissarin behauptete – schon in drei, spätestens fünf Jahren »der Russe vor unserer Tür stehen wird«? Gibt es irgendeine reale Grundlage dafür, zu behaupten, daß durch noch mehr Waffen und noch mehr Millionenzahlungen an die Ukraine »Rußland auf dem Schlachtfeld besiegt« werden muß?

Man muß überhaupt nicht in dem Krieg in der Ukraine »für Rußland« Partei ergreifen, was diese Zeitung nicht tut, Es reicht aus, für Frieden einzutreten, um als »Putin-Unterstützer« oder »Rußlandfreund« an den Pranger gestellt zu werden. Auf der anderen Seite berichten Agenturen wie dpa täglich über die Durchhalteparolen des Herrn Selenski in seinen allabendlichen Videobotschaften, ohne auch nur einen der dort behaupteten »Fakten zu überprüfen.

Irgend etwas ist faul, wenn auch in hiesigen Medien der brutale Angriffskrieg Israels gegen die Palästinenser als »Einsatz« verniedlicht und mit dem »Recht auf Selbstverteidigung« begründet wird. Wenn Kritik an der Politik des Staates Israel – nicht der Juden! – und vor allem Protest gegen den Völkermord des israelischen Staates als »Antisemitismus« eingestuft wird. Und wenn das »Tageblatt« am Freitag eine ganze Seite zur Verfügung stellt, um die Position des Komitees für einen gerechten Frieden im Nahen Osten (CPJPO) zu verunglimpfen, dann sollte doch schon mal über einen wirklichen Faktencheck gründlich nachgedacht werden. Vor allem, wenn in der selben Ausgabe des angeblich gewerkschaftsnahen Blattes keine einzige Zeile über den Protest der Bildungsgewerkschaft SEW am Vortag berichtet wird. Wo sind da die Faktenchecker?

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek