27. April 2025
27. April 2025
LuxemburgZLV

Fairer Handel – auch für Verkäuferinnen und Verkäufer

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Stellvertretend für die gut 50.000 Verkäuferinnen und Verkäufer im hiesigen Einzelhandel kamen am Donnerstagvormittag mehr als 350 in OGBL oder LCGB organisierte Personaldelegierte im großen Saal des Bonneweger Gewerkschaftscasinos zusammen, um gegen die Pläne der Regierung zu protestieren, in Luxemburg »die mit Abstand liberalsten Öffnungszeitenregelungen der gesamten Großregion« einzuführen und den Sonntag zu einem weiteren Shoppingtag zu degradieren. »Finger weg von unseren Sonntagen, unseren Feiertagen und Arbeitszeiten!«, lautete das Motto der kämpferischen Veranstaltung. Nun gelte es, die Kolleginnen und Kollegen in den kommenden Tagen und Wochen über den »historischen Angriff auf unsere Rechte« zu informieren und den Widerstand dagegen zu organisieren. Widerspruch, so Patrick Ourth, Präsident des OGBL-Handelssyndikats, reiche dieses Mal nicht: »Wir müssen bereit sein, zu kämpfen!«

Den für die beiden bereits vom Regierungsrat abgenickten Gesetzesprojekte verantwortlichen Minister Lex Delles forderte Patrick Ourth unter tosendem Applaus auf, doch mal selbst einen Monat lang für den Mindestlohn im Handel zu arbeiten. »Ich bin davon überzeugt, daß er seine Gesetzesprojekte dann selbst zurückziehen würde!«

»Keiner stirbt, wenn er sich sonntags keine Hose kaufen kann«

Zuvor hatte der beim OGBL für den Handel zuständige Zentralsekretär David Angel den Minister an die von seinem Haus in Auftrag gegebene LISER-Studie erinnert, bei der 2019 nicht nur herauskam, »daß die überwältigende Mehrheit der Verkäuferinnen und Verkäufer überhaupt nicht an Sonntagen oder spätabends arbeiten will«, sondern auch, daß die großen Handelskonzerne bei jeder Liberalisierung der Öffnungszeiten auf Kosten kleinerer Unternehmen und Selbständiger begünstigt werden. Des Ministers »Argument«, Krankenhausmitarbeiter und Polizisten müßten doch auch sonntags arbeiten, bezeichnete David Angel als lächerlich: »In Spitälern oder bei der Polizei stehen oft Menschenleben auf dem Spiel, aber es stirbt doch keiner, wenn er sich sonntags keine Hose kaufen kann.«

Der beim LCGB für Handel und Dienstleistungen zuständige Gewerkschaftssekretär Tiago Afonso erinnerte Minister Delles daran, daß der Arbeitstag einer Verkäuferin im Supermarkt, der nach seinen Plänen schon um 5 Uhr morgens öffnet, dann bereits um 4 Uhr beginnt. »Wenn diese Verkäuferin alleinerziehend ist, wie soll sie dann die Betreuung ihrer Kinder organisieren?« Schwer werde es auch, wenn die Geschäfte wochentags bis 22 Uhr geöffnet sind, weil es dann »mindestens bis 23 Uhr« dauere, bis die Verkäuferin wieder bei ihren Kindern ist.

»Gemeinsam werden wir gewinnen!«

Bis zur landesweiten Manifestation, für die die Gewerkschaftsfront aus OGBL und LCGB für den 28. Juni aufruft, soll es noch viele Gewerkschaftsaktionen im Handel geben. Die nächste schon heute in einer Woche am Valentinstag. Jean-Pierre Nicolas, der Präsident des LCGB-Syndikats Handel und Dienstleistungen, ist sich sicher: »Gemeinsam werden wir gewinnen!«

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek