24. April 2025
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Gefährliche Träumereien am Kamin

Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:

Der Immobilienspekulant, der seit dem 20. Januar das Amt des Präsidenten der USA okkupiert, hat sich offensichtlich vorgenommen, seine Umgebung und zumeist auch die ganze Welt mit irgendwelchen Traum-Phantasien zu schockieren. Die von ihm verkündeten Absichten, Kanada und Grönland in den Bestand der USA einzuverleiben, die Panama-Kanalzone zu besetzen, Phantasie-Zölle auf Waren aus allen unbotmäßigen Ländern zu erheben, EU-Länder zum Ankauf von immer mehr schmutzigem Fracking-Gas zu zwingen und die Ukraine zum Ausverkauf ihrer begehrten Rohstoffe für gelieferte Waffen aufzufordern, erscheinen vergleichsweise beinahe harmlos gegen seine Idee, den Gazastreifen zu einer »Riviera des Nahen Ostens« umzubauen.

Man kann nicht oft genug wiederholen, daß Donald Trump kein Politiker ist, kein Mann mit einer ideologischen Überzeugung – abgesehen vom quasi angeborenen Antikommunismus –, sondern ein Unternehmer, Spekulant und Show-Man durch und durch, der mit Immobilien und Bauprojekten unverschämt reich geworden ist. Seine Auftritte im Fernsehen waren in erster Linie Marketing für seine geschäftlichen Unternehmungen, und auch seine Zeit als 45. Präsident der USA diente aus seiner Sicht vor allem dem Zweck, seine Geschäfte zu befeuern. Der Form halber war er damals von allen seinen Positionen im Trump-Imperium zurückgetreten und hatte alle Vollmachten an nahe Angehörige übertragen. Dennoch blieb er der Chef in dem Laden, und das ist er auch heute.

Die israelische Armee hat in 15 Monaten Krieg Verwüstungen im Gazastreifen angerichtet, die in der heutigen Zeit über normales menschliches Verständnis weit hinausgehen. Sie erinnern an Karthago, von dem nach drei Kriegen kein Stein auf dem anderen blieb. Die Aggressoren hatten kaum noch Ziele zum Angreifen. Für Trump allerdings kein Grund, über das Schicksal der zwei Millionen Bewohner des Küstenstreifens nachzudenken, schon gar nicht, um der mindestens 50.000 Toten und der Zehntausenden Verletzten zu gedenken, die Opfer der erbarmungslosen israelischen Kriegsmaschinerie wurden. Für den gewieften Immobilienspekulanten ist das Gebiet geradezu prädestiniert für neue Bauvorhaben, mit denen sich traumhafte Renditen erzielen lassen. Sicher hat er schon Vorstellungen für ein Trump-Hotel, ein Trump-Casino und einen neuen Trump-Golfplatz.

Der vom Internationalen Strafgerichtshof per Haftbefehl gesuchte israelische Regierungschef konnte sich sein Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht wischen. »Die erste gute Idee, von der ich höre«, war sein Kommentar. Die Aussiedlung der gesamten palästinensischen Bevölkerung kommt seinen Vorstellungen über einen neuen Nahen Osten mit Groß-Israel sehr nahe. Zumal seine Truppen gerade dabei sind, auch noch die West Bank von Palästinensern zu »befreien«.

Was schert die beiden Träumer am Kamin des Oval Office im Weißen Haus schon der lästige Gedanke an Menschenrechte oder gar das Internationale Recht? Auch die Schein-Empörung der westlichen »Werte«-Verbündeten ist ihnen keine Überlegung wert. Denn die Politiker und die angeschlossenen Medien, auch hier in Luxemburg, die sich bei den Vertreibungsplänen plötzlich an das Völkerrecht erinnern und Empörung heucheln, hatten bisher wenig Einwände gegen die tagtäglichen Verletzungen des Völkerrechts in 15 Monaten Krieg gegen das Volk von Palästina. Deutlicher kann man den Begriff »Zynismus« kaum erläutern.

Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek