Milliarden fürs Töten
Übernommen von Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek:
Obwohl es natürlich aufschlußreich und geradezu selbstentlarvend ist, daß das westliche Kriegsbündnis NATO die Höhe der Militärausgaben seiner Mitglieder in Relation zur jeweiligen Wirtschaftsleistung bemißt, so sollte man das Gerede von der »Landesverteidigung« ruhig auch mal ernstnehmen, und die Militärausgaben pro Kopf der jeweiligen Bevölkerung betrachten. Und siehe da: Im luxemburgischen Staatsbudget für das Jahr 2014 waren 190 Millionen Euro für Militärisches eingeplant. Bei damals 556.319 Einwohnern waren das 341,50 Euro pro Kopf. Im vergangenen Jahr wurden dann bei mittlerweile 672.050 Einwohnern bereits 728 Millionen Euro aus dem Staatsbudget für Militärisches verpulvert, also 1.083 Euro pro Einwohner. Luxemburgs Militärausgaben pro Kopf der Bevölkerung wurden also in zehn Jahren mehr als verdreifacht.
Damit sind Luxemburgs Militärausgaben pro Kopf fast doppelt so hoch wie die von Nachbarland Belgien, Italiens oder NATO-Neumitglieds Schweden und mehr als dreimal so hoch wie die Pro-Kopf-Militärausgaben der europäischen NATO-Länder Spanien, Portugal, Kroatien, Slowenien und Tschechien. Ganz zu schweigen von Nicht-NATO- aber EU-Mitglied Irland, das pro Einwohner mit Militärausgaben von knapp über 200 Euro pro Jahr auskommt. Sogar mit den europäischen NATO-Schwergewichten kann sich Luxemburg mit solchen Pro-Kopf-Werten messen. Laut dem privaten deutschen Internetportal Statista gab Britannien im Jahr 2023 (neuere Werte gibt es leider noch nicht) pro Kopf seiner Bevölkerung 1.077 US-Dollar oder (nach derzeitigem Umrechnungskurs) 1.037 Euro für Militärisches aus, Frankreich pro Landesbewohner 707 Euro (734 US-Dollar) und Deutschland 686 Euro (712 US-Dollar). Nur die USA lagen mit 2.024 Euro (2.101 US-Dollar) fast beim Doppelten des luxemburgischen Wertes, der übrigens recht genau auf dem Durchschnittswert aller 32 NATO-Staaten von 1.072 Euro (1.113 US-Dollar) liegt.
Weit unter den luxemburgischen Militärausgaben von 1.083 Euro pro Einwohner und Jahr liegen auch die von Statista zum Vergleich herangezogenen »Schurkenstaaten«. So wendete das immerhin in der Ukraine kriegführende Rußland im Jahr 2023 demnach 748 US-Dollar oder 721 Euro pro Kopf für Militärisches auf, die Volksrepublik China gerademal 210 US-Dollar oder 202 Euro und der Iran sogar nur 119 US-Dollar (115 Euro). Damit liegt der Iran noch unter dem Durchschnittswert der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, der neben China, Rußland und Iran auch Indien und Pakistan sowie die fünf ehemaligen Sowjetrepubliken Belarus, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan und Usbekistan angehören, so daß die im chinesischen Beijing ansässige Organisation rund 40 Prozent der Weltbevölkerung vertritt.
Premier Luc Frieden hat in seiner ersten »Rede zur Lage der Nation« im Juni vergangenen Jahres angekündigt, bis 2028 würden die jährlichen Aufwendungen für Militärisches auf 1,106 Milliarden Euro und bis zum Jahr 2030 sogar auf 1,461 Milliarden Euro erhöht. Allein für die der NATO zugesagte Aufstellung und Bewaffnung eines binationalen Aufklärungsbataillons mit Belgien sind in einem Mehrjahresplan 2,6 Milliarden Euro vorgesehen. Der größte Teil davon soll an französische Rüstungskonzerne gehen, die für 1,93 Milliarden Euro 38 gepanzerte Aufklärungs- und Kampffahrzeuge vom Typ »Jaguar« (Foto), 16 gepanzerte Truppentransporter vom Typ »Griffon«, fünf luftverlastbare Mehrzweckfahrzeuge vom Typ »Serval« sowie weitere Unterstützungsfahrzeuge bauen sollen.
Quelle: Zeitung vum Lëtzebuerger Vollek