7. April 2025
KomInternÖsterreichTürkei

Bleiberecht für Idris Kaplan!

Übernommen von KOMintern:

Während gegenwärtig medial breit zur politischen Lage in der Türkei und den durch den Bosporus rollenden Verhaftungswellen berichtet wird, steht in Österreich der junge Kurde Idris Kaplan vor der Abschiebung. So dürfen zwar in politischen Sonntagsreden die offiziellen Redebausteine, dass man über die Entwicklung in der Türkei „besorgt“ sei, nicht fehlen, aber im politischen Alltag läuft die Zusammenarbeit (und sei’s teils unter der Hand) wie geschmiert.

Idris Kaplan, ist ein 29-jähriger junger Kurde der vor 3 Jahren nach Österreich kam, um um Asyl anzusuchen. Wie viele Kurd:innen und Demokrat:innen nicht nur für die Rechte der Kurden aktiv engagiert, sondern auch solidarisch mit dem Selbstverwaltungsprojekt „Rojava“ (zu dessen tobenden Kampf um Kobanê gegen die Mörderbanden des IS er gerade 18 Jahre wurde), fürchtete er nach der Festnahme seines Onkels, als nächster an der Reihe zu sein.Denn auch er wurde zuvor schon kurzzeitig in Haft genommen und als „Terrorist“ beschimpft, weil er sich für die HDP engagierte und die kurdische Bevölkerung in Kobanê an der Südgrenze der Türkei mit ehrenamtlichen Hilfsdiensten unterstützte. Und in der Tat versuchte ihn nur kurz nach seiner Flucht die türkische Polizei auch aufzusuchen.

Bekanntlich ist dazu nicht nur der seinerzeitige Vorsitzende der linksdemokratischen HDP, Selahattin Demirtaş, für den seinerzeitigen „dringenden Aufruf“ für Kobanê „auf die Straße zu gehen und diejenigen zu unterstützen, die bereits auf der Straße sind, um gegen die Angriffe des IS und gegen das Embargo der AKP-Regierung zu protestieren”, zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden, sondern urteilt die gleichgeschaltete türkische Rachejustiz in diesem Zusammenhang seither Kurd:innen zu Hauf ab.

Idris ist ein bestens integrierter junger Mann, der sich eine Zukunft in Österreich aufgebaut hat und dessen Abschiebung nicht nur für ihn, sondern auch für sein breites soziales Umfeld, einen großen Verlust bedeuten würde. Seine Freund:innen und Kolleg:innen schätzen ihn als verlässliche, engagierte und freundliche Person, die sich aktiv in die Gesellschaft und das hiesige Gemeinwesen eingegliedert hat.

Er hat Deutschkurse absolviert, spricht die Sprache gut und ist in lokalen Vereinen sowie EU-Projekten zur Geschlechtergleichstellung engagiert. Auch im Sportbereich ist er fest in ein Team eingebunden und trägt dort positiv zum Gemeinschaftsleben bei. Zudem hat er bereits eine Arbeitsstelle gefunden und wäre bereit, eine Lehre zu beginnen, wenn ihm ein dauerhafter Aufenthalt gewährt wird.

Am Wochenende wurde Idris überraschend in seiner Wohnung in Wörgl festgenommen und nach Wien zur Abschiebung überstellt. Da er erkrankt war bzw. ist wurde seiner Abschiebung per Passagierflug in die Türkei vorgestern Montag noch in letzter Sekunde abgebrochen und er wieder zurück ins PAZ Hernalser Gürtel gebracht, wo er derzeit festgehalten wird – und wo er auch jederzeit zu einem Interview zu seinem Fall zur Verfügung stünde.

Idris ist gegen seine Abschiebung zwischenzeitlich in Hungerstreik getreten.

Sein Anwalt reichte juristisch unterdessen eine Schubhaftbeschwerde sowie eine außerordentliche Revision und ein Ansuchen um aufschiebende Wirkung ein.

Die Abschiebung eines jungen, gut integrierten Menschen, der sich eine berufliche und soziale Existenz in Österreich aufgebaut hat und dem in der Türkei Verfolgung und Inhaftierung aufgrund seiner demokratischen Einstellung droht, erscheint weder verhältnismäßig noch im Interesse unserer Gesellschaft. Idris verdient die Möglichkeit, hier zu bleiben, seinen Weg fortzusetzen und weiterhin einen positiven Beitrag zu leisten. Dafür haben gestern Nachmittag auch sogleich Dutzende Menschen an einer umgehenden Eilkundgebung für das Bleiberecht von Idris teilgenommen.

Sollte ihm dieses seitens des offiziellen Österreich indes verwehrt und er in die Fänge des „Palasts“ in Ankara resp. ins Tal der Wölfe abgeschoben werden, macht sich die Republik sehenden Auges schlicht mitschuldig an seinem weiteren Schicksal.

Quelle: KOMintern