27. April 2025
27. April 2025
FrauenYeni Hayat

Die 10. Bundeskonferenz des Bundesverbandes der Migrantinnen

Übernommen von Yeni Hayat / Neues Leben:

Der Bundesverband der Migrantinnen wird zwischen dem 25. – 27.04.2025 seine 10. Bundeskonferenz in der Jugendherberge in Kassel abhalten. Unter dem Motto „stark, mutig, selbstbestimmt!“ werden 60 Delegierte aus den Mitgliedsvereinen zusammenkommen, ihre Arbeit bewerten, einen neuen Vorstand wählen und neue Beschlüsse fassen. Wir haben mit Ceyda Tutan, Bundesvorsitzende, über die Konferenz gesprochen.

Wie habt ihr euch auf die Konferenz vorbereitet?

Wir sind aktuell mitten in der Vorbereitung. Die Vereine und Ortsgruppen führen Mitgliederversammlungen, Vorbereitungstreffen oder ihre eigenen Konferenzen durch und diskutieren über aktuelle politische Entwicklungen und die Folgen auf uns Frauen und unsere Rechte. Des Weiteren bewerten sie ihre Arbeit vor Ort und wählen ihre Delegierten, die dann an der Bundeskonferenz teilnehmen.

Auf der Konferenz werden wir mit der Auswertung unserer Arbeit festhalten, was wir brauchen und was wir verändern müssen. Dabei ist wichtig, dass alle Frauen aktiv an der Diskussion teilnehmen und ihre Ideen und Vorschläge einbringen können. Wir brauchen gute Beschlüsse, die wir in unseren Orten umsetzen können. Außerdem werden wir weiterhin alle Möglichkeiten nutzen, um auf die Situation der migrantischen Frauen aufmerksam zu machen. Mit Flugblättern, in den sozialen Medien, in unserer Zeitschrift, auf den Straßen bei Demonstrationen, in den Netzwerken und Bündnissen, in denen wir aktiv sind werden wir uns für unsere Rechte einsetzen und versuchen mehr Frauen für diesen Kampf zu gewinnen.

Was sind die Hauptziele der Konferenz? Wie wollt ihr mit den Auswirkungen der aktuellen politischen Entwicklungen auf das Leben der migrantischen Frauen umgehen?

Ein zentrales Thema wird für uns Aufrüstung und Krieg sein. Der internationale Konkurrenzkampf wird immer mehr mit Waffengewalt gelöst. Inzwischen werden weltweit riesige Budgets für die Aufrüstung zur Verfügung gestellt, Menschen werden ihrer erkämpften Rechte und Freiheiten beraubt, autokratische Regierungsformen nehmen zu. Auch Deutschland hat die Schuldenbremse gelockert und ein Sondervermögen geschaffen, um die Aufrüstung und Militarisierung zu stärken – gleichzeitig sind unsere sozialen Rechte immer mehr bedroht. Die derzeitigen politischen Entscheidungen diesbezüglich haben unmittelbar Auswirkungen auf unser alltägliches Leben. Das sind unter anderem marode Schulen, fehlende Kitaplätze und Frauenhäuserplätze, steigende Lebenshaltungskosten, Abbau von Arbeitsplätzen, die drohende Frauenaltersarmut. Des Weiteren haben wir einen zunehmenden Rassismus und einen Rechtsruck, der unsere Frauenrechte bedroht. Auch in den Sondierungsgesprächen sind Gleichstellung und Frauenrechte nicht wahrnehmbar. All das werden Themen sein, über die es zu diskutieren und Beschlüsse zu fassen gilt.

Ihr feiert euer 20-jähriges Jubiläum bei dieser Konferenz. Welche Erfahrungen habt ihr in den 20 Jahren gesammelt? Vor welchen Herausforderungen steht ihr heute im Vergleich zu früher? Gibt es Veränderungen und welche Auswirkungen hat das auf eure Arbeit?

Der Bundesverband der Migrantinnen ist 2005 von türkeistämmigen Frauen gegründet worden und ist schnell gewachsen. Wir konnten mit unseren Angeboten viele Frauen erreichen. In mehreren Städten wurden schnell neue Gruppen und Vereine gegründet. Wir bieten Frauen geschützte Räume, gleichzeitig aber auch Aktivitäten und die Möglichkeit, sich zu engagieren. Wir sind gewachsen, stärker geworden und haben uns immer wieder neue Ziele gesetzt, sind inzwischen in Bündnissen aktiv und gestalten diese mit. Sprachliche Barrieren, finanzielle Engpässe, technische Entwicklungen sind Herausforderungen mit denen wir nach wie vor zu kämpfen haben. Dennoch haben wir an Aktualität nicht verloren. Wenn wir uns die Forderungen und Themen der letzten 20 Jahre vor Augen führen, dann erkennen wir, dass viele der Themen und Forderungen für die Migrantinnen leider immer noch die gleichen sind. So steigt die Zahl der Gewalt gegen Frauen immer weiter an und es gibt immer noch keinen ausreichenden Schutz. Laut Bundeskriminalamt sind mit 70,5 Prozent die weit überwiegende Zahl der Opfer häuslicher Gewalt Frauen und Mädchen. Die Zahl der weiblichen Opfer stieg 2023 um 5,6 Prozent auf 180.715 an. Das verabschiedete Gewalthilfegesetz weist leider erhebliche Lücken auf, insbesondere im Bezug auf Migrantinnen und geflüchtete Frauen. Des Weiteren wurde die Forderung nach der Entkriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen im Februar von der CDU und FDP im Bundestag abgelehnt.

Aber die kommenden Generationen haben ganz andere Ausgangssituationen, diese Themen neu zu bearbeiten und Forderungen zu formulieren, deshalb müssen wir auch neue Wege finden, um diese Generationen anzusprechen und uns bei unserer Konferenz intensiv mit unserer Zielgruppe auseinandersetzen.

Quelle: Yeni Hayat / Neues Leben