24. April 2025
UZ - Unsere Zeit

Kuba entwickelt „Infantix“

Übernommen von Unsere Zeit:

Während in NATO-Staaten gigantische Finanzmittel in hochmoderne Waffensysteme, Zerstörungsgeräte und „kriegstüchtige“ Gesellschaften gesteckt werden, sieht die Prioritätensetzung im sozialistischen Kuba ganz anders aus. Da wird vor allem in die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens investiert, und zwar auf höchstem Niveau. Ein aktuelles und praktisches Beispiel ist ein Screening-System zur Früherkennung von Hör- und Sehstörungen bei Neugeborenen. Dies haben Expertinnen und Experten des kubanischen Zentrums für Neurowissenschaften (CNEURO) entwickelt. Das Gerät hat den Namen „Infantix“ und ist die weltweit erste Technologie dieser Art und mit diesen Fähigkeiten.

Der Telekommunikations- und Elektronikingenieur Ernesto Velarde, Leiter dieses Projekts bei CNEURO, erklärte gegenüber der kubanischen Tageszeitung „Granma“, ein Merkmal dieses Geräts bestehe darin, dass es über ein System verfüge, mit dem je nach Test und Signalaufzeichnung verschiedene Module gekoppelt werden könnten. Für die Durchführung von Tests des Hörvermögens werden die entgegen der Richtung der Schallwahrnehmung, also nun von innen nach außen, gelangenden Signale (otoakustische Emissionen) gemessen. Dazu sei das Modul mit einem Aufsatz mit angepassten Mikrofonen und Lautsprechern ausgestattet, mit denen dann die klinische Analyse aus der Aussendung eines Tons durch das Gerät und der Aufnahme des Echos durchgeführt werde. So erhält man Informationen über das Funktionieren des gesamten Mittel- und Innenohrs.

Bei einer möglichen Sehstörung wiederum erhält der Patient einen visuellen Reiz und das Screening-System wertet die Reaktion des Gehirns aus. Auf diese Weise kann der Zustand der Netzhaut und des Sehnervs bis hin zu dem Teil der Hirnrinde bewertet werden, der für die visuelle Verarbeitung zuständig ist. Mit diesem Screening lassen sich verschiedene Augenkrankheiten wie angeborener Grauer Star oder Sehnerven-Neuropathien feststellen.

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(Foto: Ismael Batista / Granma)

Die Bedeutung dieser innovativen Diagnosemethoden liegt in der möglichst frühzeitigen Erkennung von Hör- und Sehstörungen bei Neugeborenen, bevor sie aus den Entbindungskliniken nach Hause entlassen werden. Der Nutzen besteht beispielsweise darin, dass Kinder, die taub geboren werden oder einen teilweisen Hörverlust erleiden, in den ersten sechs Lebensmonaten angemessen behandelt werden können. Damit können sie bis zum Alter von fünf Jahren die gleichen kognitiven Fähigkeiten erwerben wie Säuglinge ohne Hörverlust, der häufigste angeborene Defekt weltweit, und können ein normales Leben führen.

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel für die Innovationskraft des kubanischen Forschungs- und Entwicklungssystems ist „Combiovent“, ein Lungenbeatmungsgerät für die Intensivpflege von Erwachsenen. Nach seiner amtlichen Zulassung im März wird es nun im nationalen Gesundheitssystem eingeführt. Das Gerät wurde von der Firma COMBIOMED Tecnología Médica Digital, die zur Unternehmensgruppe BioCubaFarma gehört, entwickelt und produziert. Dieses Gerät unterstützt die Atmung von Patienten, die aufgrund von Krankheit, Trauma oder anderen Umständen nicht in der Lage sind, selbstständig zu atmen und eine Beatmungshilfe benötigen, um das Leben zu erhalten und ihre Genesung zu fördern. Alberto Martínez Sardiñas, Leiter des medizinischen Teils des Projekts, bezeichnet Combiovent als eines der komplexesten medizinischen Geräte, die in Kuba hergestellt werden, und als ein wahres Juwel der nationalen Technologie.

Kürzlich berichtete „Granma“ über die medizinisch-pharmakologischen Leistungen der Unternehmen der kubanischen BioCubaFarma-Gruppe im Jahr 2024. Demnach wurden in deren Einrichtungen 396 Projekte durchgeführt, darunter mehr als 100 in Zusammenarbeit mit verschiedenen anderen Einrichtungen. Forschung, Entwicklung und Innovation zur Erlangung neuer Dienstleistungen und Technologien für die menschliche Gesundheit und auch für den Agrarsektor seien demnach weiterhin eine Priorität. Dies erklärte Mayda Mauri Pérez, Präsidentin der BioCubaFarma-Unternehmensgruppe, in ihrer Rede anlässlich der Gedenkveranstaltung dieser Institution zum kubanischen Wissenschaftstag. Sie betonte, dass trotz der sehr ungünstigen Rahmenbedingungen im Jahr 2024 26 neue Produkte auf dem nationalen Markt eingeführt worden seien. Darunter befinde sich der vom Finlay-Impfinstitut entwickelte Pneumokokken-Impfstoff QuimiVio-7 und der Sumasignal CF-Assay, ein Diagnosesystem für zystische Fibrose, vom Immunoassay Centre, aber auch neue Medikamente und Impfstoffformulierungen. Darüber hinaus ist bemerkenswert, dass BioCubaFarma auch für den Bereich der Landwirtschaft sehr produktiv gewesen sei. Dazu gehört der Nachweis der Wirksamkeit eines oral verabreichten Subunit-Impfstoffs gegen das Virus der klassischen Schweinepest. Und schließlich wurden 52 Patente für die Unternehmensgruppe im Ausland und acht im Inland erteilt. Zudem gründete BioCubaFarma im Jahr 2024 neue Unternehmen in China, Russland und Deutschland.

All diese Maßnahmen und viele weitere sind für die kubanische Bevölkerung äußerst wichtig. Denn damit werden auch die technologische Souveränität und das Wissen in einem so sensiblen Bereich der Medizin gestärkt. Und nicht zuletzt bedeuten die vielfältigen Entwicklungen und deren Herstellung in Kuba auch eine erhebliche Ersparnis durch den Ersatz von Importen, da die Weltmarktpreise für medizinische Geräte und Medikamente extrem hoch sind. Auch werden damit Exportmöglichkeiten geschaffen. Angesichts der Blockade und des Wirtschaftskrieges von Seiten der USA und ihrer Vasallen sind das strategisch bedeutsame Leistungen Kubas. Daher ist es äußerst klug und hilfreich, wenn möglichst viele Solidaritätsaktivitäten hierzu getätigt oder sogar Forschungs- und Wirtschaftskontakte unterstützt werden.

Quelle: Unsere Zeit