Aktionswoche „Baltic Week“: Massive Missstände auf Schiffen in deutschen Seehäfen festgestellt
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat bei ihren gemeinsam mit der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) im Rahmen der Aktionswoche „Baltic Week“ in deutschen Seehäfen durchgeführten Kontrollen massive Missstände an Bord von Seeschiffen hinsichtlich der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Seeleute festgestellt. „Die von uns aufgedeckten Missstände waren noch nie so schlimm wie in diesem Jahr; ganz offensichtlich wurden die Interessen der Seeleute in den mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie vielfach vernachlässigt“, sagte Susana Pereira-Ventura aus dem ver.di-Bereich Internationale Maritime Wirtschaft. „Wir haben zahlreiche Hinweise auf doppelte Buchführung über Löhne und Überstunden, nicht ausbezahlte Löhne, verweigerte Landgänge, schlechte Verpflegung und Unterkunft und weitere Verstöße gegen das Seearbeitsübereinkommen erhalten. Auf einem Schiff liefen sogar Kakerlaken überall herum.“ Zwar habe es auch Schiffe gegeben, auf denen alles in Ordnung gewesen und die Besatzung gut behandelt worden sei – aber das seien nur wenige gewesen.
Im Rahmen der diesjährigen Aktionswoche „Baltic Week“, die vom 5. bis 9. September stattfand, haben die Inspektoren rund 60 Schiffe besucht und mehr als hundert Verstöße gegen internationale Standards festgestellt. Die Kontrollen fanden in den Seehäfen Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Brake, Rostock, Wismar und Lübeck statt.
„Es kann nicht sein, dass Reeder internationale Vorschriften und Arbeitsvereinbarungen sowie Tarifverträge ignorieren – und zwar aus reiner Profitgier. Viele Schifffahrtsunternehmen erzielen Rekordgewinne auf dem Rücken der Seeleute“, so Pereira-Ventura weiter „Wir brauchen dringend mehr und bessere Kontrollen.“ Hier seien die Hafen- und die Flaggenstaaten, und zwar sowohl die Billig- als auch die nationalen Flaggen, in der Verantwortung.