Unwort des Jahres: »Klimaterroristen«
Wieder einmal setzt die Jury, die das Unwort des Jahres kürt, politische Akzente. Am Dienstag gab sie bekannt, dass man sich für „Klimaterroristen“ entschieden habe – eine Vokabel, mit der Politiker und Medien Proteste gegen das Aussitzen der Klimakatastrophe durch Politik, Konzerne und Gesellschaft als das eigentliche Problem diffamieren. Die Sprachwissenschaftler kritisierten, mit einer solchen Wortwahl würden friedliche Proteste mit Terrorismus gleichgesetzt.
Politiker maßgeblich aus den Reihen von AfD und Union beteiligen sich an den Kriminalisierungskampagnen gegen die überwiegend jungen Aktivisten, die mit Straßen- und zunehmend auch Flughafenblockaden, mit Abseilaktionen, Kohlebaggerbesetzungen – und ja, auch Klebe- und Brei-Flashmobs in Gemäldegalerien – auf den Ernst der Lage aufmerksam machen.
Dass sich die Erderhitzung beschleunigt und dass die Gewinnung von Energie aus fossilen Trägern wie auch der Individualverkehr mit überwiegend fossilen Treibstoffen wesentliche Ursachen der Katastrophe sind, bestreiten nur noch hartnäckige Leugner. Dennoch wird der Kohleausstieg weiter halbherzig betrieben, und noch in dieser Woche soll das Dorf Lützerath am Rande des RWE-Braunkohletagebaus Garzweiler II geräumt werden, damit die darunter liegende Braunkohle noch gefördert werden kann.
Menschen, die sich dagegen wehren, in der Regel mit Mitteln des zivilen Ungehorsams, werden immer wieder in die Nähe von Gewaltverbrechern gerückt. Demgegenüber wird das Verharren im Trott des fossilen Zeitalters für immer mehr Menschen vor allem im globalen Süden zur realen Bedrohung von Leben und Existenz. Die Verantwortlichen: Automobil- und Rohstoffkonzerne, Bauwirtschaft und Co im Verein mit der herrschenden Politik in den Industrieländern. Die Bundesrepublik ist dabei im Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen weltweit führend.