Künstliche Intelligenz – Made in Cuba
Das Thema Künstliche Intelligenz ist gerade in aller Munde. Seit ihrer Veröffentlichung im November 2022 versetzt die Software „ChatGPT“ Medien und interessiertes Publikum mit ihren Fähigkeiten in Staunen. Ob Gedichte, wissenschaftliche Aufsätze oder das Verfassen komplexer Computerprogramme auf Basis natürlicher Sprachinputs; es scheint kaum noch Dinge zu geben, die nicht von einer KI bewältigt werden können.
Dass die Systeme nicht nur immer besser werden, sondern auch in unserem Alltag bereits eine Rolle spielen, zeigt das Beispiel Journalismus: Seit 2015 setzen einige Medien in den USA das Programm „Wordsmith“ ein, um Baseball-Berichte zu erzeugen. Das soll die Sportjournalisten vom monotonen Zusammenstellen der Ergebnisse entbinden und Freiraum für kreativere Tätigkeiten schaffen.
Seit kurzem zählt auch Kuba zu den Ländern, die Künstliche Intelligenz nutzen. So gab das staatliche Nachrichtenportal „Cubadebate“ vergangenen Oktober bekannt, für die Erstellung der Baseball-Berichte auf die in Kuba entwickelte KI „CompAI“ zurückzugreifen. Die Software ist am Startup-Inkubator der Informatikuniversität von Havanna (UCI) entstanden und kann weitaus mehr als nur Sportberichte: Neben Übersetzungen, Musteranalysen und Bilderkennung, kann die KI auch emotionale Stimmungen in Nachrichtentexten und Leserkommentaren erkennen. Darüber hinaus können auch Orte, Personen und Themen herausexzerpiert werden, was bei der Wahl von Hashtags und Schlagwörtern hilfreich ist.
Eine der Königsdisziplinen von KIs bleibt derzeit weiterhin die automatisierte Erzeugung von Text. Hier dürfte das kleine kubanische StartUp noch weit hinter dem Marktführer OpenAI zurückliegen. Doch auf die sichere Datenbank der kubanischen Baseball-Liga zugeschnitten scheint die Software bereits jetzt schon solide Arbeit zu leisten, die den Redakteuren bei „Cubadebate“ einiges an Zeit ersparen dürfte. Ob und wann weitere Themenfelder (naheliegend wären z.B. wiederkehrende Formate wie die Lageberichte des Energieversorgers, aber auch manche Übersetzungen von kubanischen Medien) von CompAI erschlossen werden, soll zu gegebener Zeit bekannt gegeben werden. Die „Cubadebate“-Redaktion und das CompAI-Team arbeiteten bereits an weiteren Projekten die „zu gegebener Zeit“ angekündigt werden sollen.
2021 waren es Corona-Impfstoffe, nun KI: Das Beispiel „CompAI“ zeigt, dass Kuba trotz aller wirtschaftlichen Probleme immer wieder in der Lage ist, eigene Innovationen auf Feldern der aktuellen Spitzentechnologie in die Praxis umzusetzen. Davon, dass der Weg vom fertigen Produkt zum devisenbringenden Exportschlager alles andere als leicht ist, kann die kubanische Biotechnologie ein Lied singen. Vorerst bleibt die Erkenntnis, dass IT-Startups und produktive Partnerschaften zwischen Staats- und Privatsektor die Phase der grauen Theorie unlängst verlassen haben.
Quelle: Cuba heute