„Ich hatte erkannt, dass es ein verbrecherischer, völkermörderischer Krieg war.“
Es hat uns die traurige Nachricht erreicht, dass heute am frühen Morgen Ludwig Baumann im 97. Lebensjahr verstorben ist.
Als Wehrmachtsdeserteur hatte er das getan, was jeder deutsche Soldat hätte tun können, um den Vernichtungskrieg der Nazis zu beenden.
Am 3. Juni 1942 desertierte er bei Bordeaux in Frankreich. Am Tag nach der Desertion wurde er von deutschen Grenzposten gestellt. Am 30. Juni 1942 wurde Baumann wegen „Fahnenflucht im Felde“ zum Tode verurteilt. Davon, dass die Todesstrafe in eine 12-jährige Zuchthausstrafe umgewandelt wurde, erfuhr er erst nach Monaten, die er in Todesangst in der Todeszelle eines Wehrmachtsgefängnisses verbracht hatte. Jeden Morgen rechnete er mit seiner Hinrichtung. Baumann wurde danach im KZ Esterwegen im Emsland inhaftiert und kam später in das Wehrmachtgefängnis Torgau.
Wir kennen Ludwig Baumann als unermüdlichen Kämpfer für die Rehabilitierung der Deserteure und anderer von der NS-Gerichtsbarkeit Verfolgten. Er kämpfte mit uns für die Entschädigung aller NS-Opfer. Bis zur Aufhebung der Wehrpflicht in Deutschland versuchte er an jedem Einberufungstermin, mit Einberufenen auf dem Weg in die Kaserne ins Gespräch zu kommen. Seine Botschaft lautete: „Leistet Widerstand, wenn ihr Befehle bekommt, denen ihr im zivilen Leben nicht folgen würde. Die Annahme des Bundesverdienstkreuzes hat Baumann unter anderem deshalb abgelehnt, „weil ich keinen Orden haben will, den auch ehemalige Nazis tragen“.
Wir trauern, aber wir freuen uns auch Ludwig Baumann kennengelernt und bei zahlreichen Gelegenheiten getroffen zu haben. Mir war er ein ein Vorbild. Adieu, du Kriegsveräter.
Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!
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