Neuer US-Geheimdienstbericht vermutet pro-ukrainische Gruppen hinter Nord Stream-Anschlägen
Wie die New York Times berichtete, gäbe es neue, von US-Beamten überprüfte Geheimdienstinformationen, die darauf hindeuten würden, dass – anders als im Westen behauptet – Gegner Russlands für die Anschläge auf die Nord Stream-Pipelines vergangenen September verantwortlich gewesen sein könnten.
Die Explosionen auf den Pipelines, die Russland und Deutschland verbinden, ereigneten sich am 26. September in den ausschließlichen Wirtschaftszonen von Schweden und Dänemark. Beide Länder kamen zu dem Schluss, dass es sich um absichtlich herbeigeführte Explosionen gehandelt habe – einen möglichen Verantwortlichen für die Anschläge wollten beide Staaten nicht ausmachen. Die USA und NATO machten sofort Moskau für die „Sabotageakte“ verantwortlich, Russland beschuldigte hingegen den Westen. Bisher konnte keine Partei stichhaltige Beweise vorlegen.
Allein deshalb sind die neuen Geheimdienstinformationen, die von US-Beamten geprüft wurden, von besonderer Brisanz. Denn sie lassen vermuten, dass die Täter hinter den Sabotageakten „Gegner des russischen Präsidenten Wladimir W. Putin“ waren, so die New York Times. Zu den Mitgliedern der Gruppe machte die Zeitung jedoch keine Aussage und auch nicht dazu, wer die Operation, für die erfahrene Taucher und Sprengstoffexperten erforderlich gewesen wären, organisiert und bezahlt hat. Lediglich, dass die von der Times zitierten US-Beamten es für wahrscheinlich hielten, dass es sich bei den Beteiligten um ukrainische oder russische Staatsangehörige gehandelt habe, nicht aber um Amerikaner oder Briten.
Laut dem Bericht der New York Times seien sich die Beamten uneinig darüber, wie viel Gewicht sie diesen neuen Informationen beimessen sollten. Die Erkenntnisse hätten aber ihren Optimismus gestärkt, dass die US-Spionagebehörden und ihre Partner in Europa in der Lage sein würden, weitere Informationen zu finden, die es ihnen ermöglichen würden, eine eindeutige Aussage über die Täter zu treffen, heißt es weiter.
Dänemark, Deutschland und Schweden, die bei der Untersuchung des Anschlags federführend waren, erklärten letzten Monat, dass ihre Ermittlungen noch nicht abgeschlossen seien. Die USA und das Vereinigte Königreich erklärten am Dienstag, sie warteten auf diese Ergebnisse. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg und der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson lehnten es auf einer Pressekonferenz in Stockholm ab, den Bericht zu kommentieren. Ein ranghoher Berater von Wolodymyr Selenskyj, Mykhailo Podolyak, sagte unterdessen, dass Kiew „absolut nicht“ in die Explosionen verwickelt sei und keine Informationen über den Vorfall habe. Nun ja, eine andere Aussage wäre wohl zu erwarten gewesen.
Der New York Times zufolge könnte jede Andeutung einer ukrainischen Beteiligung, ob direkt oder indirekt, die heikle Beziehung zwischen der Ukraine und Deutschland stören und „die Unterstützung der deutschen Öffentlichkeit“, die unter dem Vorwand „der Solidarität hohe Energiepreise in Kauf genommen hat, säuern“.
Der Bericht der New York Times kam zu einem Zeitpunkt, als die deutsche ARD und die Zeit am Dienstag ohne Angabe von Quellen berichteten, dass deutsche Behörden das Boot, das für die Sabotageaktion möglicherweise benutzt wurde, identifizieren konnten. So berichteten die deutschen Sender, dass eine Gruppe von fünf Männern und einer Frau mit gefälschten Pässen eine Jacht von einer in Polen ansässigen Firma gemietet habe, die ukrainischen Staatsbürgern gehört. Die Nationalität der Täter sei unklar, hieß es. Auf der Yacht, die die Gruppe am 6. September von Rostock (Deutschland) aus in See gestochen hatte, hätten Ermittler nach Angaben von ARD und Zeit Spuren von Sprengstoff gefunden. Sie berichteten auch, dass nachrichtendienstliche Erkenntnisse darauf hindeuten würden, dass eine pro-ukrainische Gruppe hinter dem Anschlag stecken könnte, aber die deutschen Behörden hätten dafür noch keine Beweise gefunden.
In Moskau bezeichnete ein Sprecher des Kremls die Medienberichte über die Nord Stream-Anschläge als koordinierte Bemühungen, die Aufmerksamkeit abzulenken, und forderte eine dringende, transparente Untersuchung. „Es ist offensichtlich, dass die Urheber des Angriffs die Aufmerksamkeit ablenken wollen. Offensichtlich handelt es sich um eine koordinierte Berichterstattung in den Medien“, erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur RIA.
Quelle: aljazeera
Quelle: Zeitung der Arbeit