28. November 2024

„nd.Der Tag“ zum Streik im öffentlichen Dienst

Karin Welge, Verhandlungsführerin der öffentlichen Arbeitgeber in der aktuellen Tarifauseinandersetzung, hat Verdi vorgeworfen, „Tarifpolitik auf Kosten der Eltern und jungen Familien“ zu machen. Damit spielt sie die berechtigten Interessen berufstätiger Mütter und Väter gegen die mindestens ebenso berechtigten Forderungen der Beschäftigten in Kitas, Jugendämtern und anderen sozialen Einrichtungen aus. Die sind zu über 80 Prozent eben auch berufstätige Frauen, die nicht nur unterdurchschnittlich bezahlt, sondern oft auch am Ende ihrer Kräfte sind. Denn wie überall im öffentlichen Dienst fehlt es mittlerweile an Fachkräften. Denn die Arbeitsbedingungen sind hier überwiegend gekennzeichnet durch ein nicht zu bewältigendes Pensum. Was zur massenhaften Abwanderung Beschäftigter führt. Und das erhöht den Arbeitsdruck auf die Verbliebenen weiter.

Die Kritik Welges ist ein übler Spaltungsversuch. Wer auf die Gegenseite zeigt, vergisst aber, dass vier Finger auf ihn zurückweisen. Denn es müsste nicht zu großen Warnstreiks kommen, wenn die Interessenvertretung der Arbeitgeber ein Tarifangebot gemacht hätte, das auch nur in die Nähe eines Inflationsausgleichs kommt. Allerdings sind dafür nicht nur die unmittelbaren Verhandlungspartner der Gewerkschaften verantwortlich zu machen. Denn jahrzehntelanges Kaputtsparen der sozialen Infrastruktur durch Privatisierung und Steuergeschenke an die Reichen durch den Bund lässt ihnen nur begrenzt Spielraum.

Daran – und an die eklatante finanzielle Schlechterstellung von „Frauenberufen“ – immer wieder zu erinnern, ist auch eine vordringliche Aufgabe linker Feministinnen. Deshalb ist es zu begrüßen, dass bei den Demonstrationen am Frauentag dieses Jahr das „Gewerkschaftliche“ einen Schwerpunkt bildete.

Quelle: nd.Der Tag / nd.Die Woche via Presseportal

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