Tödliche Klimapolitik
Eine Hitzewelle rollt über die Nordhalbkugel. Ein Ende ist nicht in Sicht. Der Sommer 2018 könnte in die Geschichtsbücher eingehen. An vielen Orten werden Hitzerekorde verzeichnet. Die allerdings lösen nicht nur Freude aus. Denn den hohen Temperaturen fallen auch viele Menschen zum Opfer. In Japan starben in einer Woche 65 Menschen, mehr als 22.000 mußten wegen Verdachts auf Hitzschlag ins Spital.
Eigentlich ist die Urlaubszeit ja die schönste des Jahres. Und Griechenland eines der Länder, in denen man ihn am liebsten verbringt. »Schreckliche Ferien«, sagte eine Touristin nach ihrer Rettung aus dem Küstenort Mati bei Athen. Sie überlebte ein Inferno. Bei den schlimmsten Waldbränden seit einem Jahrzehnt starben bis Donnerstag mindestens 82 Menschen, fast 200 wurden verletzt. Allein auf einem Grundstück in Mati wurden 26 Tote gefunden, darunter auch kleine Kinder. 30 Menschen wurden in Mati, Rafina, Nea Makri und Neos Voutzas noch vermißt.
Leichte Entwarnung gibt es in Schweden. Dort brennen auf 200 Quadratkilometern seit Tagen viele Wälder. Doch anders als in Griechenland sind die Waldregionen in Skandinavien viel weniger dicht besiedelt. Den Feuerwehren gelang es, eine Ausbreitung der Brände zu verhindern. Doch in den nächsten Tagen droht eine weitere Hitzewelle.Auch in Luxemburg klettern die Temperaturen weiter Rekordwerten entgegen. Bis zu 34 Grad werden in den nächsten Tagen erwartet. Landwirte und Winzer müssen wegen der anhaltenden Dürre mit teils drastischen Ernteeinbußen rechnen.
Wer also nach dem verregneten Sommer 2017 Klimaerwärmung und Treibhauseffekt schon abhaken wollte, dürfte nach dem nassen, milden Winter und der aktuellen Hitzeperiode ins Grübeln kommen. Zumal auch 2017 mit seinen gehäuften Extremwetterlagen gut zu den Aussagen der Modelle des IPCC, des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Fragen des Klimawandels, paßte.
Dürresommer und Extremniederschläge geben eine Vorstellung davon, was uns – auch in Europa – erwartet, wenn die globalen Temperaturen weiter ansteigen. Landwirte müssen sich auf grundlegende Veränderungen einstellen und die Bauplanung muß wohl überdacht werden, um eine erhöhte Sterblichkeit in heißen Sommern zu verhindern.
Vor allem aber müssen die Anstrengungen zur Umsetzung der in der Pariser Klimaübereinkunft verabredeten Ziele erhöht werden. Der IPCC warnt, es sei kaum noch möglich, die globale Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken.Die globale Durchschnittstemperatur liegt inzwischen bereits deutlich mehr als ein Grad über dem vorindustriellen Niveau. So war es im letzten meteorologischen Jahr (Dezember 2016 bis November 2017) um über 1,1 Grad Celsius wärmer als im Mittel der Jahre 1880 bis 1909. Da das Klimasystem aber viele Jahrzehnte braucht, um sich auf die gestiegene Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre einzustellen, würde die durchschnittliche globale Temperatur selbst dann noch um einige Zehntel Grad weiter steigen, wenn sofort alle Emissionen eingestellt würden.
Oliver Wagner
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